Die Ereignisse des 13. Novembers in Paris haben mich zutiefst erschüttert, war ich doch der felsenfesten Überzeugung, dass ein Freitag, noch dazu ein dreizehnter gleich ein doppelter Glückstag sein müsse.
Mein Wünschen richtet sich auf diejenigen, die verletzt wurden, um deren Leben gerade Mediziner kämpfen und Angehörige bangen. Möge sich für sie Freitag, der dreizehnte doch noch als Glückstag herausstellen und sie weitgehend verschont von Spätfolgen genesen.
Mein Mitgefühl liegt bei den Angehörigen der Toten und meine Verneigung gilt den Todesopfern – wo auch immer sie jetzt sein mögen, hoffentlich mit den ihnen Vorausgegangenen vereint.
Meine Verachtung aber gilt jedoch all denen, die Gewalt säen und Terror ernten.
Was für ein im Wortsinne schreckliches Wochenende. Man will sich verkriechen, sich einrollen, die Decke über den Kopf ziehen. Der passende Augenblick für „heilendes Essen“ – wenn schon sonst nichts mehr „heil“ zu sein scheint.
Heilendes Essen: Bananentoast à la Oma
Es gibt Gerichte, die verbinde ich ganz stark mit Menschen, Orten oder besonderen Vorkommnissen. Bis weit in meine erwachsenen Jahre hinein befiel mich bei jedem Gewitter die ungehemmte Lust auf ein Graubrot mit Nutella – weil meine Mutter unsagbare Angst vor Unwettern hatte und sich mit mir unter dem zu einem Decken-Tipi verwandelten Küchentisch versteckte und Nougatcreme auf Brotscheiben strich.
Und jedes Mal, wenn etwas schief gelaufen war, ich mit den Rollschuhen gestürzt, vom Pferd gefallen oder der angeschmachtete Junge mich versetzt hatte, da zauberte meine Oma ein Essen für mich, das alles nur noch halb so schlimm erscheinen ließ – auch wenn es vielleicht nicht an den Zutaten lag, sondern daran, dass wir uns alle auf ihre enge Eckbank zwischen Kachelofen und Bauernschrank quetschten. Wirklich genützt haben die Weltenretter-Toasts zugegebenermaßen nur bei den kleinen Wehwehchen, aber inzwischen gehört das Gericht zum Standardrepertoire meiner Küche, gerade auch an Tagen wie dem 31. Oktober, wenn wir an unsere lieben Verstorbenen denken und sie an unsere Tafel laden.
Das Rezept ist so simpel wie raffiniert, band meine Oma doch jeden vom Steppke bis Erwachsenen mit in die Zubereitung ein.
Man beginnt, indem man Toastbrotscheiben (Buttertoast, Vollkorntoast – mir schmeckt es besonders gut mit Roggentoast) mit Remoulade, Salatcreme oder Mayonnaise bestreicht. Darauf kommen Scheiben von Kochschinken (ich nehme gerne Prociutto cotto wegen des feinen Geschmacks) und nun folgen je einmal längs und einmal quer geteilte Bananen. Diese werden mit Currypulver bestäubt und das ganze mit Butterkäse- oder Scheiben von jungem Gouda belegt. Dann ab unter den Flächengrill des Ofens, bis der Käse zerläuft und leicht goldbraun überhaucht wird.
Falls jemand nicht so sehr auf Bananen steht, ist ein Teil der Toast mit Tomatenscheiben und Kräutern schnell abgewandelt (und ebenso lecker).
Fazit: So einfach zuzubereiten, dass es selbst in Zeiten emotionaler Dünnhäutigkeit gelingt und wenn auch sonst nirgends, doch zumindest im Mund einen Hauch von heiler Welt hinterlässt.
Und wenn man es, so wie weiland meine Oma, von allen gemeinsam zubereiten lässt, schafft man wenigstens im Kleinen ein bisschen Zusammengehörigkeitsgefühl.
Hat dies auf Katharina Münz rebloggt und kommentierte:
„Die Welt braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Unser Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Art.“
Den Worten des Dalai Lama ist angesichts der Geschehnisse des 22. März in Brüssel nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht, dass dies eigentlich auf alle verantwortungsvollen, liebenden Eltern zutrifft.
Und ich bitte NIE MEHR Omas Weltenretter-Toast aus solch einem traurigen Anlass kochen muss.
Mein Mitgefühl ist bei den Opfern und ihren Angehörigen sowie bei den Sicherheitskräften, die in diesen Tagen ihr Bestes geben.