Internationaler Tag der Muttersprache

Heute, am internationalen Tag der Muttersprache blogge ich natürlich über die Protagonistin aus „Weihnachten auf Luxulyan“, „Die 13. Jungfrau“ und „Falkenherz – Bewährung der Schildmaid“, denn ihre Muttersprache, das Altnordische, das ich in meinen Büchern als „Dänisch“ bezeichne, begleitet Melwyn über alle drei Bände der Schildmaid-Saga hinweg.

Noch einmal würge ich, dann sehe ich sie von unten her an. Meine kleine, süße Schwester ist noch nie im Leben geschlagen worden. »Was hatte ich gesagt?«, speie ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. 

»Du hast mich gehauen!«, heult sie. 

Ich stehe auf, packe sie an den Schultern und schüttele sie. »Was ich gesagt hatte!« 

»Ich … Ich weiß es nicht mehr!« Schniefend wischt sie sich über die Augen. 

»Bleib liegen und lauf weder zu mir noch ins Lager«, zische ich Elestren die Antwort zu. 

»Aber sie waren doch weg!«, jammert sie. 

»Egal was geschieht, hatte ich gesagt.« Ich drehe mich um und stapfe die Düne hinauf, beginne, das Holz wieder aufzusammeln. 

»Aber …« 

»Nichts aber!«, herrsche ich sie an. »Ich habe Vater geschworen, auf dich aufzupassen. Doch dazu musst du auf mich hören, Elestren!« Ich balle meine Hände zu Fäusten. »Oh, verflucht, verflucht, verflucht!«, rutscht mir im Eifer auf Dänisch heraus. 

»Was sagst du da, Melwyn?« Elestren weicht vor mir zurück und starrt mich an. 

»Du musst auf mich hören!«, wiederhole ich aufgebracht. 

»Das meine ich nicht«, sagt sie und verzieht ihr Gesicht. »Den Teil habe ich verstanden.« 

»Ach, hast du?« Meine Stimme ätzt, und wie ich es ausspreche, tut es mir schon leid. 

Sie nickt. »Ich verspreche dir, in Zukunft werde ich gehorchen.« 

»Schon gut.« Ich wische meine Hände am Strandhafer und Sand sauber, dann nehme ich Elestren in den Arm und gemeinsam sammeln wir das Holz auf. 

»Aber was hast du danach gesagt?«, fragt sie nach einer Weile. »Das in der fremden Zunge?« 

»Dafür musst du mir noch etwas versprechen.« Ich verziehe mein Gesicht, denn die Erkenntnis bohrt sich wie ein Dolch in mein Herz. Mit Nachdruck packe ich das Holz auf ihre Arme und lasse den Thorshammer im Halsausschnitt meines Kleids verschwinden. »Du darfst niemandem von eben erzählen.« 

»Aber warum nicht?«, fragt sie laut. »Du hast mich, wahrscheinlich uns alle gerettet!« 

»Weil es Dänisch war, Elestren.« Ich schlucke den ekligen Geschmack der Galle herunter, doch er bleibt zäh in meinem Mund haften. »Ich habe mich als Heidin ausgegeben.« 

Zudem spricht Melwyn mit (Alt)Kornisch natürlich auch die Muttersprache ihres Vaters und bei den Reisen durch das Rheinland lehrt Kevern ihr wichtige (in den Büchern als „Fränkisch“ bezeichnete) Grundbegriffe des Althochdeutschen.

Aufgrund der großen Ähnlichkeit des Althochdeutschen und Altenglischen, auf die mich ein aus Großbritannien stammender Dozent für Geschichte an der Uni Heidelberg bei einer zufälligen Plauderei vor etlichen Jahren aufmerksam machte (er berichtete davon, dass er mit seinem modernen Englisch vor den alten Manuskripten stand, wie der sprichwörtliche Ochs vor dem Berg, und erst, als er sich in eine deutsche Austauschstudentin verliebte, ihr nach Deutschland folgte und Deutsch lernte, fiel bei ihm plötzlich der Groschen und er gewann dank seiner neu gewonnenen Deutschkenntnisse einen erheblich einfacheren Zugang zu den altenglischen Texten – natürlich war seine Erzählung von einem Happy End gekrönt, denn die beiden sind inzwischen lange Jahre glücklich verheiratet ?) konnte ich es mir dann auch erlauben, Melwyn bei ihrer Suche nach Ifill im Umland des wikingerzeitlichen Londons dann zumindest Brocken der altenglischgen Sprache verstehen, und ihrem Falken auf die Spur kommen zu lassen.

Aber auch im nächsten Streich, den Abenteuern von Foy, wird es um Muttersprache vs. Zweitsprache gehen, und ebenfalls in dem ganz brandheißen Projekt, das einen Genreausflug einläuten wird, an dem ich momentan immer wieder nebenher schreibe, weil die Protagonisten mich so sehr bedrängen.

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