„Ein Krieg, alle Kriege zu beenden“?

Hört euch das an, was US-Politiker als Antwort auf den Angriff der Hamas auf Israel fordern: „A War To End All Wars“ – einen Krieg, der alle Kriege beendet.
Tucker Carlson und Vivek G. Ramaswamy weisen darauf hin, dass der Erste Weltkrieg so genannt wurde und dass er keineswegs alle Kriege beendete, sondern zum Zweiten Weltkrieg führte.

Auf X: https://x.com/tuckercarlson/status/1711496189323952185?s=61&t=w_fWpLHt3s51pgPoeK0D3w

Sie stellen Fragen, meines Erachtens sehr wichtige Fragen.
Wie lange ist es her, dass wir in einer anderen Sache gesagt bekamen „das darf nicht hinterfragt werden!“?
Und?
Was haben wir gelernt?

So, wie man Omas nicht vor dem Tod bewahrt, indem man Kinder einsperrt, so beendet man auch keinen Konflikt, indem man es dem Volk der Täter mit gleicher Münze heimzahlt.
Denkt mal 80 Jahre zurück, da blickte die Welt auf Deutschland, wie sie jetzt auf die Palästinenser schaut – wie auf einen tollwütigen Hund, den man am besten totschlägt.

Wer bezweifelt, dass Nazi-Deutschland auf die gleiche Art betrachtet wird wie jetzt die Hamas, lese diesen britischen Artikel

The Telegraph

Damals wurde erwogen, Deutschland platt zu machen.
Aber man entschied sich für einen anderen Weg, der mich an ein mythologisches Vorbild erinnert.

Darf ich an den erbitterten und blutigen, mythologischen Wanenkrieg (auch Asen-Wanen-Krieg oder Götterkrieg) erinnern?

Er wurde beendet, indem Geiseln ausgetauscht wurden, die mit Partnern aus dem jeweils anderen Geschlecht vermählt wurden, sodass aus Feinden Familie wurde.

https://x.com/katharina_munz/status/1711341543213224294?s=61&t=w_fWpLHt3s51pgPoeK0D3w

‚Das funktioniert nicht“ zu sagen ist dumm, besonders dumm jedoch, wenn man jenem Volk angehört, bei dem es funktioniert hat, diese endlose Verkettung von Blutrache zu beenden.
Denkt nur an die deutsch-französische Freundschaft.
Vor 80 Jahren undenkbar, jetzt gelebt.

Geht durch euren Bekanntenkreis, wie viele deutsch-französische Paare gibt es mit Kindern, die beides sind?
Denkt an eure französischen Kollegen, Freunde, Urlaubsbekanntschaften.
So beendet man Blutfehden.

Aber zuvor muss man einen Schritt zurücktreten, seine (verständliche) Empörung abkühlen und – Fragen stellen wie nach dem Warum.

Wie war es möglich, dass SARS-CoV2 über die Welt kam?
Wie kam es zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine?

Und wieso war jetzt der wehrhafteste Staat der Welt mit dem effektivsten Raketenschirm und der bestbewachten Grenze so wehrlos?
Wenn euch verboten wird, das zu fragen, dann sollte euch das zu denken geben.

Cui bono? Wem nützt es?

So, wie Schweden das lebende Beispiel dafür ist, dass die Coronamaßnahmen keinesfalls „alternativlos“ waren, so ist es unser Land dafür, wie man trotz unaussprechlich grausamer Taten die Völker der Opfer mit dem Volk der Täter versöhnen kann.

Denkt mal darüber nach.

Jedes Mal, wenn ein Video gezeigt wird von den entsetzlichen Grausamkeiten des Hamas-Überfalls auf Israel, bedenkt das:
Sie wollen euch so aufgebracht, wütend und bereit zur Rache, dass ihr bereit seid, eure Söhne (und Töchter) in den „Krieg der alle Kriege beendet“ zu schicken, denn sie brauchen Menschen, um die Waffen, an denen sie verdienen, zu bedienen.

Wichtige Einordnung

Ich kann das, was den Menschen, den Frauen in Israel, auf dem Musikfestival nahe des Gazastreifens geschehen ist, aus eigener, indirekter Betroffenheit sehr stark nachempfinden.

Hast du Heimatvertriebene in deiner Familie?
Mein Mann und ich sind jeweils 50% Kinder von „Flichtlinge“.
Am besten hat der Teil unserer Verwandtschaft das Trauma des Heimatverlusts verarbeitet, die sich voll und ganz in die „neue Heimat“ (so heißen hier auch etliche Straßen und Siedlungen) einbrachten.
Der Landkreis verdoppelte nach dem Krieg seine Einwohnerzahl durch Heimatvertriebene.

Und zumindest in unseren Familien wurden alle Frauen Opfer von massiver sexueller Gewalt durch Sowjetsoldaten.

Trotzdem, gerade meine Omi, die im 7. Monat schwanger gruppenvergewaltigt wurde, wobei der Zwillingsbub starb und meine Mutter mit gerade mal drei Pfund die schlechtesten Überlebenschancen hatte, war entschieden dafür, einen Schlussstrich zu ziehen und sich auf eine friedliche Zukunft zu fokussieren.

Sie war deshalb Mitinitiatorin des ersten Schüleraustauschs hier am Ort mit Frankreich, schickte ihr einziges Kind in das vormalige „Feindland“ und beherbergte im Austausch den jungen Franzosen, dem meine Mutter zugelost worden war.

Es war aber auch so, dass es Tschechen waren, die meiner Omi und meiner Mutter nach der Gruppenvergewaltigung das Leben gerettet haben.
Sie wurde von Wildfremden aufgenommen, durchgefüttert mit dem Nahrhaftesten, was man hatte, und dann weitergebracht zu anderen Familien, bis sie an die deutsche Grenze kam.
Meine Omi hat später also nur das getan, was diese guten Menschen ihr vorgemacht haben, die unter dem deutschen Krieg sehr gelitten hatten.

Ich bewundere diese Tschechen und sehe sie als ein anzustrebendes Vorbild an – im Sinne der Befriedung des mythologischen Wanenkriegs ebenso wie der sehr realen Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich bzw. seinen anderen Nachbarländern.

Auge um Auge und die ganze Welt wird blind sein.

Ghandi

Beitragsbild von Freepik

Ein Gedanke zu „„Ein Krieg, alle Kriege zu beenden“?“

  1. Das Traurige ist, die Welt will weiter die Auge um Auge Nummer fahren. Es wird von allen Seiten gehetzt und aufgewiegelt, um bloß nicht zu friedlichen, menschlichen Lösungen zu kommen. Die Menschen haben ihr Bewusst-Sein verloren.

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