In der Küche der Burg von Luxulyan, 21. Dezember 880
Heute ziert sogar ein kleiner Vorderschinken mit herrlich glänzender Honigkruste unsere heimliche Festtafel.
Die eigentlich gar nicht so heimlich ist. Denn die Küchentür quietscht ununterbrochen, um die nächste Jungfer einzulassen, die auf Mutters Brauch begierig ist.
Nun schieben sich sogar Tressa und Elestren herein. Die sonst so bleichen Wangen meiner edlen Halbschwestern glühen, als sie sich nach einem Platz umsehen, und auf Mutters Wink hin lotse ich sie zu mir auf die Bank an unserem Esstisch.
«Ich bin so aufgeregt!» Elestren schiebt ihre Hand in meine grobschlächtigen Finger. «Sag Melwyn, stimmt, was Tressa sagt?», wispert sie in mein Ohr.
«Was sagt sie denn?», flüstere ich zurück und linse aus dem Augenwinkel zu Tressa auf meiner anderen Seite.
«Die Jungfer, die den Nusskern aus der Sonnwendgrütze fischt, wird in der kommenden Nacht von ihrem Zukünftigen träumen», sagt meine kleine Schwester.
«Mh-hm», mache ich unbestimmt, denn natürlich verbreitete sich die Nachricht damals in Windeseile bis herunter in die letzte Sklavenunterkunft.
So geschah es auf wundersame Weise Jahr für Jahr bei jedem Mädchen, das den von Mutter versteckten Nusskern aus der Grütze fischte. Alle träumten von einem Mann, der genau so aussah wie derjenige, der sie spätestens im übernächsten Jahr freite.
Wem die Nuss wohl dieses Mal einen Blick in die Zukunft schenken wird?
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