Interna aus dem Autorenleben | Sexualisierend! Softporno!

Eine liebe Kollegin, der ich auf allen Kanälen sehr gerne folge, gab kürzlich kund, dass sie den zweiten Teil meiner Zeitreise-Romanze gelesen und rezensiert hätte.

Freudig erregt folgte ich dem Link – und verfiel in Schockstarre angesichts des Kommentars:

Nachdem ich mich halbwegs berappelt hatte, zeigte ich den Kommentar meinem Mann. „Was soll ich tun?“, fragte ich ihn und sah hilfesuchend zu ihm hoch.

„Klarer Fall“, antwortete er mit der ruhigen, analytischen Art, die ich so sehr an ihm liebe. „Da ist ein Cover-Make-over angesagt. Züchtig verhüllt! Und dann …“ Er sah mich ernst und eindringlich an. „… überarbeitest du das Manuskript. Streiche sämtliche Buchstaben S, E und X daraus!“

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Wenn es nicht so traurig und erschreckend wäre …

… müsste man darüber lachen.

… stellte schon Erich Kästner fest.

Worum es geht? Lest hier:

bzw. auch den Artikel von Nike Leonhard „Ist das Literatur oder kann das weg“ https://nikeleonhard.wordpress.com/2017/03/28/ist-das-literatur-oder-kann-das-weg/

… und meinen eigenen Senf:

Freiheit ist zu wertvoll, um sie unter Stoffbergen zu begraben

Sorry, aber wie kurz ein Röckchen sein darf oder nicht – das zu entscheiden liegt _allein_ im Aufgabenbereich derjenigen, die es trägt! Höchstens bei Minderjährigen sehe ich da ein Vetorecht der Erziehungsberechtigten (nicht, dass ich auf meinem Besuch der Buchmessen schon mal Minderjährige gesehen hätte, auf die das zugetroffen wäre).
Aber, mit Verlaub, wer einer erwachsenen Frau vorschreibt, wie viel Haut sie zu bedecken hat, um „züchtig“, „anständig“ oder „ehrbar“ zu sein, der weist ihr die Rolle eines unmündigen Kindes zu.
Gleichzeitig sexualisiert er den Anblick unbedeckter weiblicher (und nur weiblicher) Haut, die im Endeffekt dann dazu führt, dass Frauen unter Stoffhüllen verschwinden.

Das macht mich wütend!

Wenn ein Mann ein Problem damit hat, dass der Anblick von weiblichen Körpern ihn aus dem seelischen Gleichgewicht bringt, dann soll er seinen Kopf abwenden und ggf. kalt duschen.

Was ich aber überhaupt nicht verstehen kann, ist wenn Frauen mit dem Finger auf andere Frauen zeigen und sich zu urteilen erlauben, was „arg knapp“ sei und was nicht.
Ich muss nicht selbst vorhaben wollen, nachts um 1 splitterfasernackt durch den Stadtpark spazieren zu wollen – aber ich stelle mich vor jede Frau, die das vorhat und durchzieht.
Kein Mann hat seine Finger an sie zu legen und keine Frau mit ihren Fingern auf sie zu zeigen.

Ihre Freiheit ist die Freiheit von uns allen. Frauen und Männern. Und sie ist zu wertvoll, um sie unter Stoffbergen zu begraben.

Aber da es alles nichts hilft, weder wütend zu werden noch flammende Appelle zu verfassen, eines hilft immer:

Humor ist, wenn man trotzdem lacht:

Ein Literaturfreund fordert die Verbannung von anime- und mangabezogenem Cosplay von der Leipziger Buchmesse, was mich mit hochgezogener Augenbraue zu einem Cartoon verleitete:

Gepostet von Jean-Jacques Seiler am Dienstag, 28. März 2017