Auch montagabends unterwegs: Dein Freund und Helfer

Beitragsbild: eigener Entwurf

Bericht von einem der 1.152 Montagsspaziergänge *

Trotz Nieselregen fanden sich am gestrigen Montag gut 250 bis 300 Spaziergänger ganz zufällig auf dem Marktplatz der Kleinstadt ein.

Mehr als eine Verdopplung gegenüber der Vorwoche, wo sich bei erheblich besserem Wetter 80-90 Menschen eingefunden hatten (auch damals rund 100% Zuwachs! – wie nennt man das eigentlich, wenn eine Verdopplung auf die nächste folgt? Exponentielle Vermehrung? *grins*)

Dafür hatte die Polizei abgerüstet und ihre Einsatzkräfte halbiert – nur noch drei Streifenwagen, besetzt mit jeweils zwei Beamten, beäugten das Geschehen.

Weder wurde aufdringlich nach einem Versammlungsleiter gesucht (es gibt keinen) noch Leute mit „Abstand!“-Geschrei zu Tode erschreckt.

Absolut genial, harmonisch und friedlich.

Auch wenn die einzige Einzelhändlerin des Ortes, die seit Beginn die Montage besucht, von einem anderen auf „die Nazis auf dem Marktplatz“ angesprochen wurde – vom dümmlichen Nachplappern dieses ehrabschneidenden Narrativs hätte der Herr sich leicht befreien können, wenn er einmal über den Platz gelaufen wäre.

Im Gegensatz zur organisierten Kundgebung in Heilbronn vor zwei Wochen, wo eine bunte Mischung sich versammelt hatte, besaß in unserer Kleinstadt vor allem die Mittelschicht den Mut (zum Teil maskiert) auf die Straße zu gehen.

Nach gut 1 1/2 Stunden leerte sich die Altstadt gemächlich, ich stand mit ein paar meiner neuen Bekannten vorm Rathaus, als die Männer, die mit dem Gesicht zum Markt standen, unruhig wurden:

“Hosch des gsäh? Wo renne‘ die Polizischde hie?“

Hälse wurde gereckt, an uns Damen vorbei quer über den Platz gespäht.

“Gugg mol! Die … Die renne zu derre alde Dame hie!“

“Do! Der paggd die am Arm!“ – „Die isch doch aa mit uns g‘loffe!“

Handys wurden gezückt, wir Damen drehten uns um …

… gerade rechtzeitig, um Zeuge zu werden, wie der eine Beamte die Dame am Ellenbogen stützend vom Platz führte.

Aber nicht zum Streifenwagen (nein, keine Verhaftung!), sondern die Gasse hoch …

… im Schlepptau den Kollegen, der die zwei Einkaufstüten der Dame trug.

So süß!

Die Polizei, dein Freund und Helfer.

… bringt die alte Dame hach Hause.

Ich danke den Beamten von Herzen für diese Geste.

Gerade in dieser Zeit.

Danke, dass ihr so menschlich seid.


Edit vom 30.12.21: So sieht übrigens das Framing des lokalen Blättchens aus:

https://www.rnz.de/nachrichten/mosbach_artikel,-polizei-schritt-nicht-ein-mosbacher-spaziergaenger-bereiteten-passanten-unbehagen-_arid,795721.html

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert