ScienceNordic berichtet über die Arbeit der Archäologen, die einen wikingerzeitlichen Werkzeugkasten untersuchen.
Ich finde es ja interessant, dass sie Belege dafür brauchen, dass eine Festung auch bewohnt wurde – meine schriftstellerische Fantasie geht natürlich sofort davon aus, dass eine Burg auch immer mit Leben gefüllt wurde. Und auch die Frage ob der Besitzer des Werkzeugkastens im Torhaus nun lebte oder nur seine Werkstatt unterhielt, stellt sich mir nicht wirklich, denn beruhend auf dem, was ich in der Fachliteratur las, lasse ich meine Handwerkerin meinen Geschichten immer in bzw. hinter ihren Werkstätten leben.
Aber ich bin ja auch kein Archäologe, sondern nur ein Autor, der die Lücken der Fakten mit seiner Fantasie füllen kann – und darf.
Archaeologists discover a Viking toolbox
November 4, 2016 – 06:25
Follow the archaeologists’ work as they pry into a 1,000-years-old Viking toolbox.
It might sound incredulous, but the small lump of soil pictured above represents one of the most sensational discoveries made at Denmark’s fifth Viking ring fortress: Borgring.
Meine Übersetzung:
Archäologen entdecken einen Wikinger-Werkzeugkasten
Verfolge die Arbeit der Archäologen, wenn sie in eine 1.000 Jahre alte Wikinger-Werkzeugkiste spähen.
Es mag unglaublich klingen, aber der oben abgebildete kleine Erdklumpen stellt eine der sensationellsten Entdeckungen in Dänemarks fünfter Wikinger-Ringfestung dar: Borgring.
Dieser Erdklumpen wurde vom Gelände rings um eines der vier Tore der Festung entfernt und er enthält die Überreste einer Werkzeugsammlung, die sich möglicherweise einmal im Inneren eines Wikinger-Werkzeugkastens befand.
Die Werkzeugkiste stellt den ersten direkten Beweis dar, dass Menschen in der Festung gelebt haben. Bisher gab es weltweit erst eine Handvoll vergleichbarer Entdeckungen.
ScienceNordic erhielt die Erlaubnis, der Archäologin Nanna Holm beim Ergraben des Werkzeugkastens zu helfen, als er zum ersten Mal seit 1.000 Jahren geöffnet wurde.
Du kannst das Werk der Enthüllung im Video unten [im Originalbeitrag] sehen.
Werkzeuge im Krankenhaus untersucht
Der aufregende Fund erregte die Aufmerksamkeit von Holm und ihren Kollegen zunächst, als eine Gruppe von Amateurarchäologen mit ihren Metalldetektoren ein Signal in der Nähe des östlichen Tors der Festung aufspürten.
“Wir konnten erkennen, das sich etwas in den Schichten [des Bodens] in der Nähe des östlichen Tores befand. Wenn es sich um ein starkes Signal aus den oberen Schichten gehandelt hätte, dann hätte es von einem herkömmlichen Pflug herrühren können, aber es kam aus den ‚aufregenderen‘ Schichten. Also gruben wir es aus und fragten im örtlichen Krankenhaus um Erlaubnis, ihren Computertomografen zu benutzen“, sagt Holm.
Dort stellten sich die Vermutungen als richtig heraus und sie entdeckten eine große Ansammlung von Eisen, das auf den ersten Blick an Werkzeuge erinnerte. Obwohl die Werkzeugkiste selbst längst vergangen war – Holz verrottet über die Zeiten – ließ die Platzierung der Objekte vermuten, dass sie sich nicht zufällig in der Fundlage befanden.
Erster direkter Beweis für Leben in der Wikingerburg
Ganze Sets von Werkzeugen aus der Wikingerzeit sind außerordentlich selten. Damals besaß Eisen einen hohen Wert, und wenn jemand ausrangierte Werkzeuge gefunden hätte, wären sie eingeschmolzen worden, um für etwas Neues benutzt zu werden, sagt Holm.
“Die Werkzeugkiste ist der erste direkte Hinweis auf Leben in der Festung, den wir gefunden haben”, führt sie aus. “Ich bin sehr gespannt, einen näheren Blick auf diese Objekte zu werfen und ein besseres Verständnis zu erhalten, mit welcher Art von Handwerker wir es zu tun haben.”
Die CT-Bilder zeigten, dass der Werkzeugkasten möglicherweise einige Löffelbohrer und ein Locheisen enthielt. Eine solche Drahtziehplatte benutzten die Wikinger, um dünne Drahtarmbänder herzustellen und Löffelbohrer dienten zum Bohren von Löchern in Holz.
“Mein erster Gedanke ist, dass das aussieht wie etwas, das einem Zimmermann gehört”, sagt Holm.
Du kannst den Inhalt der Werkzeugkiste im interaktiven Bild unterhalb [im Originalbeitrag] erforschen.
The gate was used again after a fire
Der Fundort des Werkzeugkastens beim östlichen Tor der Festung ist an sich interessant. Er wurde hier möglicherweise platziert, nachdem ein großes Feuer das nördliche und östliche Tor in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts betroffen hatte.
Die Archäologen haben kürzlich den Hinweis auf ein Feuer an dieser Stelle entdeckt, nach dem ein Boden innerhalb des Tores verlegt wurde. Es schaut aus, als ob das tor nach dem Feuer erneut bewohnt wurde, sagt Holm.
“Jetzt versuchen wir herauszufinden, ob [das Torhaus] für Wohnzwecke oder als Werkstatt genutzt wurde, nachdem die Festung errichtet wurde”, sagt Holm.
Die Archäologen denken derzeit, dass der Burggraben und das östliche Tor während der späten zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erbaut wurden. Das ist ungefähr die Zeit, als es brannte – jedoch war das Feuer nicht stark genug um einen Zusammenbruch hervorzurufen.
„Es sieht aus, als sei das Feuer unter Kontrolle gebracht worden, bevor es sich ausbreiten konnte, und danach legten sie zwei Lagen Tonerde innerhalb des Tores aus”, sagt Holm. “In jeder der Lagen finden wir einen Feuerplatz und wir wir fanden den Werkzeugkasten in der jüngeren Schicht.”
Werkzeugkiste war gut vergraben
Der Handwerker lebte vermutlich recht gut, er nutzte das östliche Tor entweder als Wohnhaus oder als Werkstatt. Es umfasste etwa 30 bis 40 Quadratmeter Fläche und besaß seinen eigenen Feuerplatz – und natürlich den Werkzeugkasten mit den wertvollen eisernen Werkzeugen.
Also wehalb verließ er seine Geschäftsräume und seine Wergzeugkiste?
Weil vielleicht zu irgendeinem Zeitpunkt das Tor einfach eingestürzt ist, sagt Holm.
“Wir fanden die Werkzeuge unter den Pfosten, also gibt es einen Anhaltspunkt, dass das Tor zusammengestürzt ist, und das geschah wahrscheinlich, weil die Pfosten verrottet waren, alt und uns the tools under the posts, so there’s some evidence that the gate collapsed, and it probably did so because they were rotten, old, and instabil. Wir fanden nur die Umrisse der Pfosten, was vermuten lässt, dass der Rest einfach weggerottet ist. Dann wurden die Werkzeuge begraben, bis wir sie jetzt entdeckt haben”, sagt sie.
Die Kiste enthielt 14 Wikinger-Werkzeuge
Die Ausgrabung des Bodens dauerte zwei Tage und enthüllte schließlich die Überreste von 14 Objekten.
Einige von ihnen waren bereits in den CT-Bildern klar erkennbar gewesen, zum Beispiel die Löffelbohrer und die Drahtziehplatte, aber andere waren in zu schlechter Verfassung oder enthielten zu wenig Eisen, um auf dem Bildschirm zu erscheinen.
Du kannst einen Zeitraffer der Ausgrabung im Video unten (im Originalbeitrag) ansehen.
“Ich bin ziemlich glücklich, dass wir so viele Objekte auf einem kleinen Fleck gefunden haben”, sagt Holm. “Es ist aufregend, dass sich dort so viele Dinge verstecken, die wir nicht beim Durchleuchten sehen konnten. Dennoch hatte ich gehofft, die Teile wären nicht derart korrodiert, was mir mit größerer Sicherheit erlaubt hätte, zu sagen, was all das ist”, sagt Holm.
Röntgenaufnahmen werden mehr Antworten geben
Der nächste Schritt ist die Objekte in der Werkzeugkiste zu röntgen. Das sollte Holm helfen, exakt auszuarbeiten, was sie genau waren.
“Zum Beispiel sieht es so aus, als ob einer der Löffelbohrer in Wirklichkeit eine Pinzette oder Zange sein könnte. Röntgenstrahlen können uns das verraten”, sagt sie.
Die Studien werden noch einige Wochen andauern. Archäologen untersuchen die Teile jedes für sich, während sie darauf achten, sie zu erhalten, sodass sie im nächsten Jahr der Öffentlichkeit präsentiert werden können.
“Sie sehen derzeit nach nicht viel aus, aber die Konservatoren sind talentierte Leute und wenn sie mit ihnen fertig sind, werden sie bereit sein für die Ausstellung”, sagt Holm.
Originalbeitrag
Nun handelt es sich ja um Vermutungen. Warum ließ dieser Handwerker die Pfosten des Tores verrotten, anstatt sie zu ersetzen? Warum holte er seinen (sehr wertvollen) Werkzeugkasten nicht unter dem eingestürzten Tor hervor? Das war seine Existenzgrundlage! Insofern erscheinen mir die Schlussfolgerungen aufgrund der Funde doch etwas vage …
Ja, und genau diese Unschärfe ist es doch, die uns Autoren Raum gibt, Geschichten darum herum zu spinnen. 😉
Immerhin, Hausbrände habe ich schon zweimal in meinen diversen Schubladenfragmenten behandelt – und noch gar nicht darüber nachgesonnen, ob jemand der Überlebenden auf die Idee kommen würde, im Schutt zu wühlen.
In einem der Fälle sind die Hinterbliebenen auf der Flucht, die werden da bestimmt nicht suchen, und die Nachbarn wohl auch weniger, weil den Bewohnern ein unheilbringendes Verhalten nachgesagt wurde (weshalb dann das Haus angesteckt wurde).
Hach, da kommt meine Fantasie wieder einmal an gänzlich unpassender Stelle ans Rattern, nachdem ich doch gerade die Frage nach der weiblichen Form des Raben so elegant gelöst hatte …