COVID-19, das „versagensbereite Herz“ und Masken …

… die fallen

Beitragsbild von Thomas Naumann auf Pixabay

In meinem – zugegebenermaßen – liberal-konservativen Freundes- und Bekanntenkreis ist der Begriff des „versagensbereiten Herzens“ seit dem Sommer 2018 in erschütterndem Zusammenhang zur stehenden Redensart für „victim blaming“ und die „Umwertung des Rechts“ (Roland Tichy) geworden.  

Kurz zusammengefasst: In einer sachsen-anhaltinischen Kleinstadt versetzten junge Männer einem ansonsten unbeteiligten Streitschlichter Tritte gegen den Kopf sodass er starb. Allerdings seien nicht Schläge und Tritte ursächlich gewesen. Todesursache: Herzinfarkt. Die Polizei sprach von besagtem „versagensbereiten Herz.“ Indem man dem Opfer seine Vorerkrankung ankreidete, wurde der Weg frei, aus den schweren Tatvorwürfen wie Mord oder Totschlag zu einer Verurteilung als bloße Körperverletzung.

Neun Jahre zuvor stellte sich ein ähnlicher Sachverhalt im Fall von Dominik Brunner noch ganz anders dar. Obwohl auch hier ein medizinisches Gutachten feststellte, dass er die Schläge mit einem gesunden Herz überlebt hätte, prägte der Richter hier den Satz, dass „ein Täter keinen Anspruch auf ein gesundes Opfer habe“.

Aber was hat das jetzt mit dem Coronavirus zu tun?

Es geht um die Vorerkrankung. Auf den social media accounts sehr vieler jener Menschen, die sich im Fall von Markus B. aus Köthen zu Recht über die Umkehr des bisher geltenden Rechts echauffiert haben, muss ich heute leider sinngemäß Postings lesen wie:

„Das Durchschnittsalter war 80 und keiner starb ohne Vorerkrankung

„Besonders gefährdet sind 5 Prozent der Bevölkerung. Alte, Kranke und Menschen mit Vorerkrankung – wie bei Influenza auch.“

„Die vielen Fälle in Italien …?
Ja, das hat sicher was damit zu tun, dass man sich dort umarmt. Luftverschmutzung, und Vorerkrankung gebündelt mit hohem Alter halte ich aber für eher wahrscheinlich.“

„Es sind in der Regel nur ältere Menschen und solche mit Vorerkrankung (Herz, Lunge, Diabetes) betroffen. Ursächlich für den Tod ist in der Regel die bereits bestehende körperliche Schwäche. Hieraus ergibt sich eine nicht objektive Statistik.“

13-Jähriger in GB verstorben:
„Trotzdem wäre es irgendwie interessant, warum der arme Junge gestorben ist. Dass nichts über eine Vorerkrankung bekannt war, heißt ja nicht, dass er keine hatte. Gerade bei derartig außergewöhnlichen Fällen wäre eine genaue Untersuchung wünschenswert.“

16-Jährige in F verstorben:
„Sie hatte bestimmt eine Vorerkrankung und wäre auch ohne Corona gestorben“

Ich verlinke diese Tweets mit Bedacht nicht – aber vielleicht erkennt sich der ein oder die andere darin wieder?

Was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Schläger und einem Virus? Hat etwa diese Epidemie einen Anspruch auf gesunde Opfer? Fordert sie nur dann unsere Solidarität ein, wenn wir selbst (vermeintlich oder real ohne „Vorerkrankung“) von ihr bedroht sein können?

Ich bin schäme mich fremd für solche Aussagen. Menschen, die Politiker (zu Recht) herzlos heißen, weil die ein Jahr lang versäumten, Opfern ihre Anteilnahme auszusprechen, weil „der Täter, ein Flüchtling der längst als Gefährder galt, vom Drogenhandel lebte und sein Morden angekündigt hatte“, „die Inszenierung der Bundesregierung“ störte.

Ist es aber nicht minder herzlos und ebenfalls eine Inszenierung der eigenen Parallel-Realität, wenn durch die Blume den (potentiellen) COVID19-Opfern die Schuld zugeschoben wird?

Gepaart sind solche Aussagen dann oft noch mit dem Hinweis auf das hohe Gut der eigenen Freiheit. Die derart hoch einzuschätzen sei, dass man sich nicht einmal in der Lage sieht, durch das Tragen von Gesichtsmasken das Ansteckungsrisiko zu vermindern. Wenn überhaupt, dann bitte nur mit von der Regierung gestellten Masken und höchstens dann, wenn deren Anwendung gesetzlich vorgeschrieben sei.

Da fallen die Masken und entlarven hässliche Fratzen, die doch sonst allzu oft den politischen Gegnern insbesondere aus dem Lager der Grünen vorgeworfen werden. Wer jetzt nicht schon empört (weil ertappt?) das Browserfenster geschlossen hat, dem möchte ich diesen sehr sachlichen Facebook-Beitrag ans Herz legen.

Ganz zum Schluss noch ein Blick nach Österreich:

Das Durchschnittsalter liege bei 50 Jahren und viele seien ohne Vorerkrankungen, sagt Oberarzt Alois Süssenbacher. Von den schweren Verläufen seien nicht nur Alte betroffen, sondern auch Menschen, die sonst voll im Leben stehen.

Das Krankenhaus St. Vinzenz in Zams stößt durch zahlreiche Covid-19-Patienten an seine Grenzen.

Müssen wir wirklich zuwarten, bis in Deutschland die gleichen Verhältnisse herrschen wie in Österreich – das sich aus solchen Gründen für eine Gesichtsmasken-Pflicht entschieden hat? Oder sind wir ein einziges Mal so gescheit, aus den Fehlern anderer zu lernen und selbst aktiv zu werden?

Für die Klugen: Hier geht es zu den Anleitungen und hier zu einer Sammlung an Bezugsquellen. Bleibt gesund!

5 Gedanken zu „COVID-19, das „versagensbereite Herz“ und Masken …“

  1. Wenn man aus Naivität und Geldmangel keine Bevorratung für Katastophenfälle mehr betreibt hat man keine Masken zum Aufziehen da.
    Also macht es keinen Sinn eine Tragepflicht einzuführen.

    1. Sehr geehrter Herr Köpnick,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Eine Frage: Wer ist „man“?
      Der Staat oder Sie und ich, der Bürger?
      Ich muss unumwunden eingestehen, dass ich mir zwar mit Konservendosen, Wasser, Hygieneartikeln und vor allem Katzenfutter einen 3-Wochen-Vorrat für Notfälle angelegt habe (eigentlich hinsichtlich der steigenden Blackout-Gefahr durch zunehmend volantile Energiewirtschaft).
      Dabei habe ich jedoch die Bevorratung von Mundschutzmasken übersehen.
      Zum Glück verfüge ich jedoch über eine Nähmaschine und einen kleinen Vorrat an Stoffen, weshalb ich jetzt die Familie und Freunde versorgen konnte.

      Noch einmal zur Konkretisierung: Meine abschließenden Fragen „Müssen wir wirklich zuwarten, bis in Deutschland die gleichen Verhältnisse herrschen wie in Österreich – das sich aus solchen Gründen für eine Gesichtsmasken-Pflicht entschieden hat? Oder sind wir ein einziges Mal so gescheit, aus den Fehlern anderer zu lernen und selbst aktiv zu werden?“ richten sich nicht an „den Staat“, sondern an den/die Leser meines Artikels.

      An die Menschen. An Sie und an Sie und an dich.

      Bleiben Sie gesund!

    2. Hallo! Wir KÖNNEN keine Masken und Desinfektionsmittel bevorraten! Alle Kraft dieser Bundesregierung fließt in die Zerstörung der Energieinfrastruktur, was sie ‚Energiewende‘ nennen, den Kampf gegen den immerwährenden Klimawandel, der jetzt mit Kindersoldaten betrieben wird und außerdem alle, die sie als ‚Rechte‘ diffamieren. In Baden-Württemberg ruft der Grüne Kretschmann schon zum Denunzieren auf. Bei Corona üben wir das jetzt erst mal, und später kann man dann seinen Nachbarn als ‚Rechten‘ denunzieren. Willkommen in Deutschland, wo gerade der ‚Inter-Nationalsozialismus‘ sich ausbreitet. Und wieder merkt keiner was.

      1. Sehr geehrter Herr Wanninger,
        vielen Dank für Ihren Kommentar.
        Zu Ihrer Information: Doch, wir können Masken bevorraten. Siehe meine Linksammlung auf dieser Seite: https://katharina-munz.com/einladung-zum-virtuellen-maskenball-boerse-bezugsquellen-fuer-gesichtsaccessoires/
        Danke, dass Sie mich daran erinnern zu erwähnen, dass der selbstständig handelnde Bürger auch Desinfektionsmittel selbst herstellen kann: 4 Teile Spiritus, 1 Teil Wasser, 1 Teil Neutrogena.

        Ansonsten weiß ich nicht so recht, wie ich mit der in Ihrem Beitrag mitschwingenden Entrüstung, gar Wut umgehen soll. Hätten Sie mein (kostenloses) E-Book „Chic durch die Viruskrise“ https://katharina-munz.com/e-book-chic-durch-die-viruskrise-aus-der-not-eine-tugend-machen-maskennaehen-leicht-gemacht/gelesen, wäre Ihnen gewiss nicht entgangen, dass ich der Regierung durchaus Versäumnisse vorwerfe.

        Aber verbessert sich Ihre, meine, jedermanns Lage dadurch, dass wir die Versäumnisse der Regierenden jetzt durch eigene Versäumnisse „bestrafen“?

        Vielleicht möchten Sie mal darüber nachdenken.

        Bleiben Sie gesund!

  2. „Die Sozialisten“ haben lange genug (und höchst erfolgreich) daran gearbeitet, „den Bürger“ zum unmündigen Kind zu erziehen. Das kaum mehr in der Lage ist, eigenständige Entscheidungen zu treffen. „Jedem Idioten“ leuchtet ein, ein schlechter Schutz sei immer noch besser als gar kein Schutz. Wenn ich sonst Nichts habe, dann binde ich mir halt einen Schal um Mund und Nase und koche den abends aus. Aber nein, die Reaktion ist wie bei einem trotzigen Kind: „Wenn Du keine Atemmaske für mich hast, dann trage ich auch keine. Und wenn ich dann sterbe, wirst du schon sehen, was du davon hast.“ Das ist sowas von lächerlich, daß es fast weh tut. Entspricht aber genau „dem Wollen“ der „Nach-68er“, die mit der Aufzucht von nur noch „nützlichen Idioten“ verhindern wollen, daß ihnen das gleiche geschieht, was sie mit den „1000-Jahren-Muff-Talarträgern“ 50 Jahre früher angestellt haben. Und? funktioniert doch! Bestens!

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