Gastbeitrag: Die treibende Kraft

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DAS KLEINE EINMALEINS DER PANDEMIE

Erstmals veröffentlicht von Adam Goldschnitt im Dezember 2021

Teil 1: Die treibende Kraft

Im März 2020 erarbeiteten einige externen Wissenschaftler unter der Mitwirkung des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) ein Strategiepapier mit dem Titel „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“ 1 .
In diesem aus vielerlei Gründen bemerkenswerten Dokument sollte es um unterschiedliche Szenarien der Ausbreitung des Coronavirus gehen – entlang der Auslastung der Kapazitäten im Gesundheitswesen und bezogen auf die wirtschaftlichen Folgen für den Standort Deutschland.
Das Strategiepapier bestach durch direkte Ansprache und klare Botschaften, die in einer Notsituation durchaus geboten sind, wie z.B. der Appell alles Notwendige zu tun, um das Worst-Case-Szenario mit konkreten Maßnahmen und unter allen Umständen zu verhindern.
Dieses Papier machte aber auch deutlich, dass in einer vermeintlich modernen und aufgeklärten Gesellschaft die Sprache der Angst- und Panikmache immer noch der Sprache der Vernunft vorzuziehen ist.
Und die „gewünschte Schockwirkung“ – wie im Kapitel 4 nachzulesen – begleitet uns bis zum heutigen Tag, an dem kein regionales Tagesblatt und kein Sender der Leitmedien es versäumt, ihre treuen Leser und Zuschauer mit verstörenden Bildern aus Krankenhäusern, Intensivstationen oder Bestattungsinstituten zu konfrontieren.

Damit schloss die Zuarbeit der Experten aus einschlägigen Bereichen genau dort an, wo der mediale Alltag bereits seit Jahren angesetzt hat: Bei angstforcierter Informations- und Kommunikationspolitik der Nachrichtenagenturen und Medienanstalten aller Art.

Man kann die Motivation solcher Medienpolitik erst dann antizipieren, wenn man Angst als Instrument unterschwelliger Manipulation der sich wiederkehrenden Aufmerksamkeit begreift. Aus psychologischer Sicht haben Menschen schon immer das Erstarren vor Angst der Schönheit der Vernunft vorgezogen – eine beängstigende Nachricht vermochte zu fesseln und zu faszinieren zugleich.
Doch dieser Effekt hat eine Kehrseite, indem die virtuell durchlebte Angst spätestens langfristig in eine Angststörung übergehen kann, die dann durch irrationale Angstzustände gekennzeichnet sein wird.
Die ersten Auswüchse der Angstkultur in der Pandemie erleben wir bereits heute, wenn Menschen ohne sichtbaren Kontakt zu Dritten im Freien oder gar allein im eigenen Auto unterwegs einen Mundschutz tragen oder gefühlt nach jeder Berührung von Gegenständen fast zwangsneurotisch ihre Hände desinfizieren.
Dass mit der Angststörung und der Zwangsneurose die kommenden Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts auf dem Vormarsch sind, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

In Zeiten einer allgemeinen Krisenbewältigung übernimmt die gezielte Verbreitung der Angst die Rolle eines Weichmachers, der die Gesellschaft auf kommende harte Einschnitte einstimmt und damit den natürlichen Widerständen gegen solche Maßnahmen präventiv entgegenwirkt.
Und eben dieser Wirkkraft bedienten sich die beratenden Experten bei Erstellung des Strategiepapiers für BMI, um das „Durchboxen“ bestimmter Szenarien sicherzustellen.

So verlieh die neue Angstretorik auch der Politik die bis dato ungeahnten Fliehkräfte, mit denen sich Fragen und Widerstände bei strittigen Maßnahmen und Gesetzesvorhaben auf wundersame Weise nivellieren ließen, wie z.B. beim Infektionsschutzgesetz am 18.11.20 oder bei Verabschiedung der sogenannten „Bundeseinheitlichen Notbremse“ am 22.04.21.

Bis heute ist es weder die Vernunft, noch die Logik und gesunder Menschenverstand, die uns von einer Infektionswelle zur nächsten treiben und uns die Zustimmung oder Duldung einzelner Maßnahmen abgewinnen.
Es ist ihre Majestät – die Angst.
Und wenn es jemals das „Team Vorsicht“ gegeben hat, so stand dieses stets im langen Schatten des „Teams Angst“, der treibenden Kraft unserer Zeit.

Fußnoten

1) Das Strategiepapier des BMI wurde am 1. April 2020 geleakt und ist mittlerweile offiziell auf der Homepage des BMI einzusehen (siehe Link unten). Dieses Dokument floss auch in die Diskussionen über den weiteren Umgang mit der Pandemie ein und hatte somit seit Beginn an Einfluss auf die zu beschließenden Maßnahmen. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier- covid19.pdf;jsessionid=4236DCD2428EB9FF1EF395B2B3A682AA.2_cid287?__blob=publicationFile&v=6

Teil 2 – Das Bermudadreieck

Ein Gedanke zu „Gastbeitrag: Die treibende Kraft“

  1. Nicht nur ein Verbrechen ( an der Menschheit ) wurde durch die Panikpolitik, Desinformation und Manipulation der Menschen begangen. Die Aufarbeitung wird galant mit Krieg und Krisen überspielt, aber das darf nicht vergessen werden, damit es sich nicht wiederholt. Ein weiterer wertvoller Beitrag hierzu. Danke.

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