Gastbeitrag: Verdächtige „Verdachtsmomente“ 🇩🇪 vs. 🇳🇱

Beitragsbild Screenshot EudraVigilance

von Markus Grisse

„Wer einen Blick in die europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen (EudraVigilance) wirft, dem fällt sofort auf, dass gleich zu ALLEN Covid-Impfstoffen die meisten Meldungen aus den Niederlanden stammen. Dabei gehören die Niederlande mit 17,5 Millionen Einwohnern zu den kleinen Ländern in der Europäischen Union.

Zum meistverwendeten Impfstoff Comirnaty (Biontech) vermeldet EudraVigilance für die Niederlande per 18.09.2021 insgesamt 71.687 Verdachtsmeldungen auf Nebenwirkungen. Dem stehen nur 28.456 Verdachtsmeldungen aus Deutschland gegenüber, obwohl Deutschland fast fünfmal so viele Einwohner hat.

Zählt man die Verdachtsmeldungen aller Impfstoffe zusammen, so kommt man in EudraVigilance für die Niederlande auf insgesamt 144.096, für Deutschland auf insgesamt nur 58.808 Meldungen.

Ein Blick in den aktuellen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 20.09.2021 offenbart, dass die Daten aus Deutschland im EudraVigilance-System hoffnungslos veraltet scheinen – spricht der Sicherheitsbericht doch inzwischen von bereits 156.360 Verdachtsfällen. Vergleicht man die Daten im EudraVigilance mit älteren Sicherheitsberichten des PEI, so müssen diese offenbar zuletzt im Mai 2021 aktualisiert worden sein.

Doch wie sieht es dann mit den niederländischen Daten aus? Wie aktuell sind diese und inwieweit lassen sich diese zum Vergleich mit den deutschen Daten heranziehen? Und was lassen sich daraus im Vergleich für Erkenntnisse ziehen?

Um dies herauszufinden, stellt man die Daten am besten einmal an ihrer ursprünglichen Quelle ab. Für Deutschland also beim Paul-Ehrlich-Institut, für die Niederlande beim „Bijwerkingencentrum Lareb“. Während das PEI die Daten monatlich aktualisiert, findet man bei Lareb alle zwei Wochen aktuelle Zahlen. Durch diesen Umstand ließen sich daher „nur“ die deutschen Daten per 31.08.2021 mit den niederländischen Daten per 12.09.2021 miteinander vergleichen. Nicht perfekt, aber sicher noch nah genug beieinander, um aussagekräftige Unterschiede herauszuarbeiten.

Was auffällt: Die niederländischen Daten im EudraVigilance-System sind top-aktuell. Gemäß Lareb werden für die Niederlande bis zum 12.09.2021 insgesamt 141.300 Verdachtsmeldungen ( = 1 von 90 geimpften Personen) auf Nebenwirkungen zu den Covid-Impfstoffen angegeben. Dem stehen 156.360 Meldungen ( = 1 von 347 geimpften Personen) per 31.08.2021 aus Deutschland gegenüber. Gemessen an den bereits oben erwähnten Einwohnerzahlen scheinen die Meldungen aus den Niederlanden immer noch sehr viel. Eine plausible Erklärung hierfür scheint zu sein, dass laut Lareb über 95% der Meldungen durch die geimpften Personen selbst kommen, und nur der Rest durch medizinisches Personal. Wie hoch in Deutschland der Anteil der Meldungen durch Geimpfte ist, war für mich bislang nirgendwo ersichtlich. Aufgrund der gesetzlichen Meldepflicht für Nebenwirkungen, die über das übliche Maß hinausgehen, gehe ich jedoch davon aus, dass die Meldungen zum überwiegenden Teil durch ärztliches Personal und über die Gesundheitsämter erfolgen.

Was mich überrascht hat: Die Niederländer geben im Lareb nicht nur die Zahl der Meldungen an, sondern auch die Zahl der damit verbundenen Nebenwirkungen. Diese beträgt bei den oben genannten Meldungen insgesamt 722.216 – also durchschnittlich knapp mehr als 5 Nebenwirkungen pro Verdachtsmeldung. Und was mich noch mehr überrascht hat: Jede einzelne Nebenwirkung ist zu jedem Impfstoff in Lareb dokumentiert, auch wenn sie nur ein einziges Mal in allen Meldungen vorkam. Aus meiner Sicht als Datenanalyst ein absoluter Mehrwert, auch wenn für den Moment der zusätzliche Erkenntnisgewinn durch diese feine Granularität ausbleibt! Auch müssen aufgrund der überwiegenden Meldung durch Geimpfte sicher Einschränkungen in der DatenQUALITÄT gemacht werden. So ist beim Biontech-Impfstoff eine ein einziges Mal vorkommende Nebenwirkung mit „asymptomatisches Covid-19“ angegeben.

Allerdings ermöglicht die Granularität der Lareb-Daten, auch mutmaßliche Nebenwirkungen zu erfassen, die in Summe zwar schon häufiger genannt, die aber letztlich noch so wenig sind, dass sie es nicht in die Standardberichte schaffen und damit in den allgemeinen Fokus der Öffentlichkeit schaffen.

So finden sich zum Biontech-Impfstoff rund 3.000 gemeldete Nebenwirkungen rund um Menstruationsstörungen wieder. Aber auch über 120 Fehlgeburten werden genannt.

Schaut man auf die schwerwiegenden Verdachtsmeldungen, so gleichen sich die Zahlen aus Deutschland und den Niederlanden relativ zu den geimpften Personen deutlich an. In Deutschland entfallen durchschnittlich knapp 28 schwere Verdachtsfälle auf 100.000 geimpfte Personen, in den Niederlanden sind es durchschnittlich knapp 26.

Anders als beim PEI werden vom Lareb in den Niederlanden keine Fälle genannt, bei denen aktuell bleibende Schäden erwartet werden. Hier kann also kein Vergleich gezogen werden.

Bei den Todesfällen sind in den Niederlanden wiederum sind mehr impfinduzierte Todesfälle relativ zu den geimpften Personen zu beobachten, nämlich durchschnittlich 4,13 auf 100.000 geimpfte Personen. In Deutschland sind es „nur“ 2,67.
Das PEI gibt leider überhaupt keine Altersstruktur für die insgesamt 1.450 verstorbenen Personen an. In den Niederlanden verteilen sich die dort genannten 524 Toten auf
• 11 Fälle zwischen 20 und 40 Jahren,
• 40 Fälle zwischen 41 und 60 Jahren,
• 208 Fälle zwischen 61 und 80 Jahren, und
• 263 Fälle älter als 80 Jahre.
Zu den restlichen 2 Fällen ist kein Alter bekannt.

Eine Übersicht mit allen von mir zusammengetragenen Zahlen aus beiden Ländern habe ich unten in tabellarischer Form angefügt.

Ob ich mir die Mühe mache noch weitere Länder zu vergleichen? Mal sehen…! 😉

Datenquellen:

Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts vom 20.09.2021:
https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-31-08-21.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Bijwerkingencentrum Lareb – Meldingen van bijwerkingen bij coronavaccins:
https://www.lareb.nl/coronameldingen

Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen:
https://www.adrreports.eu/de/search_subst.html#

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