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„Wir müssen uns … auf das Wesentliche konzentrieren.
Wir leben noch und wir leben noch lange.
Wir sterben nicht alle an Corona“
Dr. Patrick Schottmüller ist Leitender Notarzt in Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis / Baden-Württemberg). Der 51-Jährige blickt auf 30 Jahre Erfahrung im Rettungsdienst und 20 Jahre ärztliche Tätigkeit zurück. Derzeit arbeitet er hauptberuflich als Oberarzt in der Narkoseabteilung der GRN-Klinik.
In zwei Interviews mit der RNZ hat er im April und im November 2020 seine – besonnene – Einschätzung geäußert. Sie hebt sich derart wohltuend von der medialen Frankensteiniade medizinischer Panikmacher wie Karl Lauterbach , Caro Holzner und dem unvermeidlichen Christian Drosten ab, dass ich sie hier noch einmal kurz zusammenfassen möchte.
„99 Prozent der Patienten mit Krankheitszeichen überleben Corona“. Nur rund 50% der Infizierten zeigten Symptome, „es kann sein, sie haben das Virus schon durchgemacht und merken nichts“.
Schottmüller betont die Verhältnismäßigkeiten gegenüber tödlichen (Zivilisations)Krankheiten:
„Das Risiko an Herzstillstand zu sterben, ist immens höher als an Corona zu sterben“. Covid-19 sei längst nicht so tödlich, „wie es vielfach erscheint“.
Er kritisiert zwischen den Zeilen das mediale Dauerfeuer:
„Wir sind alle zu sehr fokussiert auf den Corona-Liveticker, die Letalität ist niedrig.“
Im April 2020 sei laut Schottmüller die Zahl der Einsätze wegen hohen Blutdrucks, Herz-Kreislauf-Problemen und Panikattacken „deutlich“ angestiegen.
„Das ist die innere Unruhe der Menschen. Diese führt unter anderem auch zu Hyperventilation. Die Leute meinen dann, sie haben Corona, dabei wird alles durch eine Panikattacke verursacht.“
Auch Sportmediziner warnten laut Schottmüller vor zu viel Herumsitzen im Homeoffice.
„Bewegung ist wichtig, auch um Kreislauferkrankungen, Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfällen vorzubeugen“.
Vor allem rät der Notarzt:
„Keine Angst haben, Angst lähmt und macht krank.“
Seine diesbezüglichen Warnungen vom April hat er im November nochmals verstärkt:
Die Schließung sämtlicher Sportstätten sei „nicht gut für die Gesundheit und das Immunsystem„. Fußball, Tennis, selbst Fitnessstudio: alles verboten. Schottmüller: „dabei ist Kraftsport so wichtig“.
„Wenn den Menschen keine Möglichkeit mehr gegeben wird, sich im Vereinssport oder in Studios auszutoben, [wird] das zu schweren psychischen Störungen bis hin zu Depressionen führen“.
Dank der Hygiene- und Abstandsregeln sei „eine Infektion nahezu ausgeschlossen“. Hinzu komme: Selbst bei einem positiven Corona-Test-Ergebnis sei „nicht jeder Patient infiziert und bei Weitem nicht krank“.
Schottmüller führt weiter aus, die Covid-Erkrankung werde von Fachleuten mittlerweile in zwei Phasen eingeteilt:
„Eine erste, bis zu zwei Wochen andauernde Phase weist meist milde Erkältungssymptome wie Fieber, Husten oder Durchfall auf. Vielfach merken die Patienten diese Phase überhaupt nicht, weil das Immunsystem aktiv den Virus bekämpft.
In seltenen Fällen machen Infizierte eine zweite Phase durch, – auch systemische Infektion/Ganzkörperinfektion genannt – bei der schwerere Verläufe beobachtet werden können.“
„Kinder zeigen teilweise überhaupt keine Symptome.“
Besonders gefährdet seien in Phase zwei ältere Menschen, deren Immunsystem nicht mehr so gut funktioniere. Im Gegensatz dazu wisse man, so Schottmüller, dass Kinder mit ihrem „sehr guten Immunsystem“ mit der Covid-19-Erkrankung sehr gut klarkämen.
„Wir haben einen Virus, aber keinen Killervirus. Wir haben Behandlungserfolge und wir haben eine niedrige Letalitätsrate“.
Das medizinisch wichtige Gleichgewicht
Der Mediziner rät, den Fokus abzuwenden von Inzidenzen und anderen Zahlen:
„Homöostase heißt das innere Gleichgewicht in der Medizin. Das beinhaltet nicht nur die richtigen Laborparameter und Werte zu haben, sondern auch ein psychisches Gleichgewicht zu besitzen.“
Krank machten laut Schottmüller Faktoren wie:
- Innere Unruhe
- Stress
- Angst
- Schlafmangel
- hohe Anspannung
- Niedergeschlagenheit und auch
- Bewegungsmangel
„Und gerade deswegen müssen wir uns in der Pandemie vor allem um unsere Psyche kümmern.“
Für Schottmüller galt es bereits im November, jetzt diesen „Teufelskreis“ zu durchbrechen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass je länger die durch die Maßnahmen herbeigeführte „Isolation, Einsamkeit und Verunsicherung“ andauere, desto mehr „sind unsere Selbstheilungskräfte überfordert„.
Was mich an diesen grundsätzlich positiv gestimmten Einschätzungen dann doch bedenklich gestimmt hat, war der jeweils zum Schluss der Interviews gegebene Rat Schottmüllers:
„Mal ein Gläschen Alkohol am Abend, um die innere Unruhe zu bekämpfen, [ist] ausdrücklich ärztlich empfohlen“.
Wirklich? Helfen nur noch Suchtmittel (wenngleich in Maßen verordnet), um die Auswirkungen der staatlichen Maßnahmen zu ertragen?
PS: Wie man in der Region raunt, bekam Dr. Schottmüller ziemlichen Ärger wegen seiner Offenheit der Presse gegenüber. Man munkelt, es sei eine Abmahnung ihm gegenüber ausgesprochen worden.