Fünfeinhalb.
Heute habe ich eine Leseempfehlung und eine Warnung zugleich für euch, denn dieses Buch hat mich sage und schreibe fünfeinhalb Fingernägel gekostet.
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Die folgenden Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:
Die Autorin Jona Gellert habe ich im Rahmen meiner Challenge #imSeptemberlesen kennengelernt, wir haben unsere Beiträge auf Instagram gegenseitig kommentiert und dann auch einen Chat via PN angefangen.
Dabei blieb nicht aus, dass ich auf ihr Debüt aufmerksam wurde, und ich schaute mir – wie immer, ihr kennt mich – die Leseprobe an (die ich euch auch dieses Mal ans Herz legen werde. Aber dazu später.).
Der Auszug aus den ersten beiden Kapiteln ließ mich mit einigen Fragezeichen zurück, denn die reservierte Distanz, mit der die Autorin die Geschichte ihrer Protagonisten beschreibt, ist das schiere Gegenteil von der rücksichtslosen Dampfwalze, mit der meine eigenen Bücher den armen Leser in die Köpfe meiner Protagonisten rammen.
Ich bin ganz ehrlich: Das Buch habe ich nur gekauft, weil Jona Gellert so unglaublich sympathisch ist. Und dann, ja, dann hat diese Geschichte trotz all ihrer Unterkühlung mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Ich musste sie lesen.
Und, was soll ich sagen? Ich bin unheimlich froh darüber, dass ich mich auf die Geschichte eingelassen habe – auch wenn geschlagene fünfeinhalb Fingernägel dran glauben mussten.
Denn so ungewohnt der Stil für ein Jugendbuch sein mag und so entgegengesetzt zu dem, wie ich es sonst liebe: Für den Stoff, den Jona Gellert ausbreitet, hätte keine andere Perspektive gepasst. Ganz einfach deshalb, weil die mitunter der Kühlkammer einer Leichenhalle entstiegenen Gefühle – sehr passend zum Titel – mitunter ganz gefährlich am Rande des 10-Meter-Bretts entlangschwanken, und ohne den Schutz durch den Abstand würde es wohl den Leser (und nicht nur mehr als 50% seiner Fingernägel …) beim Absturz in die Tiefen mitreißen.
Klar, könnte ich mäkeln, dass ich im beschriebenen Sozialgefüge der Schwimmbad-Nachmittage, der nächtlichen Kneipen- und Clubtouren trotz all der Smartphones und Graffiti-Tags eine Zeitreise in meine eigene (quasi analoge) Jugendzeit machte, die frei war von plumper Anmache und übergriffigem Machogehabe, wie es meine Tochter mir aus jüngster Zeit schildert.
Aber ganz ehrlich, genau das macht wiederum einen weiteren Reiz dieses Buches aus. Es zeigt nämlich, wie kompliziert, verletzend, berauschend, verstörend und überraschend glücksselig das Leben von jungen Leuten sein kann, auch ganz ohne jene gesellschaftlich-kulturellen Verwerfungen, denen die heutige Jugend sich gegenübersieht.
Jona Gellert ist ein wunderbares Buch gelungen, in gewisser Weise heilend, obwohl ihre beiden Protagonisten alles andere als eine heile-Welt-Geschichte erleben.
Deshalb: Lest die Leseprobe, nehmt euren Mut zusammen und werdet Sprungturmhelden, indem ihr euch gemeinsam mit Lexie und Jeremias in die Tiefe des Buches stürzt.