Covershooting oder: Nach dem Buch ist vor dem Buch

Es ist gerade mal gut eine Woche her, dass mit dem Erscheinen von Falkenherz – Bewährung der Schildmaid als eBook die Schildmaid-Saga komplettiert wurde, aktuell arbeite ich daran, die verschiedenen Print-Ausgaben zu finalisieren (es wird jeweils eine Taschenbuch-Ausgabe bei Amazon und für den lokalen Buchhandel geben, sowie Hardcover, die man – mit Signatur – bei mir direkt bzw. im online-Shop einer lieben Freundin bestellen kann) und freue mich über die rege Beteiligung an der aktuell stattfindenden Leserunde auf Lovelybooks, doch schon wirft das nächste Projekt seinen Schatten voraus.

Das nächste Projekt:

alwina-foy
© Thilo Gnielka


Und zwar einen – wie ich finde – wirklich gelungenen Schatten!
Gestern fand das Covershooting für das Manuskript mit dem Arbeitstitel „Die Magd“ statt, und ich bin immer noch gerührt und begeistert zugleich, denn was Fotograf und Model da zustandegebracht haben, übertrifft bei weitem alles, was ich mir erträumen konnte.

Worum geht es in „Die Magd“?

Wie vom Coverfoto transportiert, geht es um eine Frau, eine schöne, im  heutigen Sprachgebrauch als „exotisch“ bezeichnete Frau: Foy.
Als Bastardtochter eines arabischen Gesandten geboren, der vorübergehend Gast des kaiserlichen Hofes war, dient sie als Magd an der Wormser Kaiserpfalz – und in ganz besonderem Maß auch dem Vogt …
Wann immer ihr gestrenger Herr und die Hilfsbedürftigkeit ihrer jungen Herrin es zulassen, schafft Foy sich Freiräume ganz eigener Art – so auch auf dem Ostermarkt des Jahres 882, als ein gutaussehender Nordmann ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt …
… und ehe Foy es sich versieht, steckt sie mitten in den Wirren des Wikingerüberfalls auf Worms.
Moment mal …!, wird da der ein oder andere geschichtlich Versierte bemerken.

Wikinger in Worms?

Waren die wirklich in der Kaiserstadt am Rhein zugange?
Nun, definitive Beweise gibt es nicht – wie so oft, aus jener Zeit, da die Quellen bruchstückhaft sind und vom Sendungsbewusstsein der Chronisten gefärbt.
Der Normannensturm auf Köln in jenem Jahr beispielsweise, der laut Annalen mit Brandschatzen ablief – es gibt keinerlei archäologische Befunde, die das belegen würden.
Wem traut man also? Allein den gesicherten Bodenfunden, oder lässt man sich als Autor vielleicht doch eher von den – wenn auch unsicheren – Niederschriften leiten?
So geht es mir mit Worms.
Fakt ist nämlich, dass der Wormser Bischof Thietlach um das Jahr 900 eine Mauerbauordnung für die Stadt erließ, die genau festlegte, welche der umliegenden Orte mit ihren Bewohnern für die Instandhaltung einzelner Stadtmauerabschnitte zuständig sein sollten.
Und als Grund für den Erlass dieser Verordnung wird genannt – die Abwehr von Normannenüberfällen.
Nun, wenn man sich die damalige Lage ansieht, dann war um 900 die Gefahr durch „dänische“ Heere – zumindest im fränkischen Kernland – kaum mehr vorhanden. Die Zugrouten der nordischen Kämpfer erstreckten sich vielmehr nur in den Jahren 881/82 sowie nochmals 892 derart weit in den Südosten, sodass bspw. Trier bei beiden Anlässen geplündert wurde, während das unweit von Worms gelegene Kloster Disibodenberg im Frühjahr 882 nachhaltig in Schutt und Asche gelegt wurde.
Von Mainz ist bekannt, dass die „Dänen“ genannten Invasoren vor den – von der Bevölkerung rasch instand gesetzten – römischen Stadtmauern abdrehten (die andernorts vernachlässigt und als bequem erreichbarer Steinbruch genutzt wurden).
Die Prämisse, dass der Mensch als solcher sich auch im Verlauf von Jahrhunderten recht wenig in seinen Grundeigenschaften verändert, lässt mich deshalb vermuten, dass ein solch umfangreiches und kostenintensives Bauvorhaben wie die Wormser Stadtmauer von einem Politiker, wie es ein Bischof damals vorrangig war, nur dann in Angriff genommen wurde, wenn es handfeste Gründe dafür gab. (Von den heutigen Politikern ist ja auch wohlbekannt, dass sie Gefahren grundsätzlich erst dann abwenden, wenn mindestens schon mehrere Kinder in den Brunnen gefallen sind.)
Doch es gibt noch ein weiteres Indiz, das für meine Annahme spricht, dass auch Worms bei der dänischen Kampagne im Frühjahr 882 nicht verschont wurde: Denn als – nach längerer Zeit der Führungslosigkeit nach dem Tod von Kaiser Ludwig III. – Karl III. ins Amt erhoben wurde, und sich schließlich aus seinem Winterquartier in Italien gen Norden bequemte um (wenn auch eher halbherzig, aber das ist der Stoff, dem ich mich in der Gisla-Saga widmen werde) dem Treiben der Nordmänner Einhalt zu gebieten, da kam der kaiserliche Hof den Annalen zufolge nicht in Worms selbst unter, sondern im nahe gelegenen Kloster Lorsch.
Welchen Grund sollte es geben, die Gastfreundschaft der Kirche in Anspruch zu nehmen, wenn doch in Worms eine kaiserliche Pfalz bestand, die bei den anderen Besuchen Karls III. und anderer Kaiser in der Region stets als Unterkunft diente – wenn nicht den, dass sie aufgrund eines vorangegangenen Überfalls nicht zur Verfügung stand!
Ein wenig fühlt man sich als Autor dann wie ein Hobbydetektiv, wenn man solche Bruchstücke aufsammelt, untersucht, und versucht, sie zu einem sinnbildenden Ganzen zusammenzusetzen – das auch noch Raum bietet, um ein weiteres „fesselndes Abenteuer“ zu entwerfen.
Für „Die Magd“ habe ich noch weitere Puzzlestücke verwendet, die mir mit der Zeit über den Weg gelaufen sind, so zum Beispiel die genetische Analyse von mehreren wikingerzeitlichen Bestattungen in Skandinavien, die belegen, dass die Verstorbenen aus ganz anderen, weit entfernten Regionen stammten.
Und dann noch

Der Ring

Das Schmuckstück, das „Foy“ auf dem Coverfoto präsentiert, steht für ein Schmuckstück, das rund 100 Jahre nach seinem Fund in Schweden genauer untersucht wurde. Dabei wurde nicht nur eine islamische Inschrift auf dem Glasstein entdeckt, sondern auch festgestellt, dass die kaum vorhandenen Tragespuren darauf hindeuten, dass der Ring nicht, wie man das von den zahlreich gefundenen arabischen Silbermünzen kennt, im „Ameisenhandel“ durch hunderte von Händen hoch nach Skandinavien wanderte, sondern nur von sehr wenigen (ein oder zwei?) Besitzern getragen wurde, ehe er mit einer Frau ins Grab gegeben wurde, die ansonsten traditionelle wikingerzeitliche Bekleidung und Ausstattung trug:

Ring mit islamischer Inschrift
Klick aufs Bild öffnet den englischsprachigen Artikel zum Fund

Das passte natürlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu meiner Idee, eine sehr lebendige Folge der historisch  belegten Besuche arabischer Gesandter in Worms zur Hauptperson meiner Geschichte zu erheben.

Weitere Mitwirkende

Es wäre unfair, jene zu übergehen, die in ganz besonderem Maß zum bisher bestehenden Manuskript von „Die Magd“ beigetragen haben. Ich habe sie in einem jüngst erschienenen Blogartikel bereits kurz erwähnt. 😉
Autorenstoßseufzer2

4 Gedanken zu „Covershooting oder: Nach dem Buch ist vor dem Buch“

  1. Tolle Idee! Diese Geschichte schreit natürlich danach geformt zu werden und ich drücke dir alle Daumen, damit dies bald gelingt!
    Mir fällt zu dem Thema immer der Begriff ‚Die fremde Frau‘ ein. Es gibt so einige archäologische und historische Beweise dafür, dass eine Frau aus einem anderen Kulturkreis anwesend war. Ob als Sklavin, Gast oder etwas anders weiß man nicht, aber es hat sie gegeben. Und auch heute noch ist es eine gängige Vorliebe. Also abwegig ist es nicht und ich muss ja sagen: Ich kann sie total verstehen!

    1. Nun, die „fremde Frau“ war mitunter auch sehr hochgesetellt, wie die genetischen Analysen der im Oseberg-Schiff bestatteten Frauen ergeben haben, die ja wahraft „königlich“ ausgestattet ihre Reise ins jenseitige Leben angetreten haben.
      Mir gefällt aber immer die Idee der „Ottilie Normalverbraucherin“ so sehr, weshalb mich die – sicher sehr spannende – Geschichte der beiden Frauen nicht in der Weise reizt, wie Foys fiktive Lebensgeschichte.

      1. Welche beiden Frauen? Die, die gefunden wurden? (Also die bekannten.)
        Wie ich schon erwähnte war es ein gängiges Vorkommen und es wird diese Frauen in allen Kulturen und allen Ständen gegeben haben. 🙂

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