Interna aus dem Autorenleben | Mehr Tipps für angehende (Jung)Autoren

Ich weiß auch nicht, weshalb, aber irgendwie scheine ich als eine Art „Dr. Sommer“ der (Jung)Autoren-Szene begriffen zu werden, wenn ich mir die Anzahl der dementsprechenden Anfragen ansehe.

Das freut und ehrt mich natürlich, wenn ich (ausgerechnet ich, die hemmungslos alle Genre-Schubladen sprengt und zudem in Verdacht steht, Schweinkram zu schreiben) als Vorbild tauge.

Deshalb gibt es heute noch mehr Tipps für angehende (Jung)Autoren!

1. Sei authentisch

Es nutzt nichts, wenn du dich verstellst (es sei denn, du bist ein schauspielerisches Naturtalent oder hast eine entsprechende, fundierte Ausbildung genossen).
Die Leute spüren, wenn du sie ver…äppeln willst.
Schreib, wofür du brennst, was dich interessiert und laufe nicht wie ein Hund dem geworfenen Stöckchen irgendwelchen Hypes im Buchmarkt hinterher.

2. Höre auf Franz Josef Strauß 

Ja genau, ich zitiere dieses Urgestein alt-bundesrepublikanischer Politik: „Everybody‘s darling is everybody‘s Depp.“
Will sagen: Wenn dein Debüt bei Amazon nur super tolle 5-Sterne-Rezensionen einsammelt – und vielleicht ein oder zwei immer noch begeistert klingende 4-Sterner – dann ist das alles andere als ein Grund, sich zu freuen.
Denn es bedeutet, dass entweder niemand dein Buch kauft (so wenig Rezensionen Otto Normalleser schreibt, es gibt sie, die spontanen Rezensenten) oder aber – was mir noch bedenklicher erscheint – dein Buch schafft es nicht, den Leser zu berühren.
Zufallsrezensionen entstehen, wenn der Leser von deiner Schreibe entweder total mitgerissen oder zutiefst irritiert wurde. Dazwischen gibt es die geringste Motivation, ein Feedback zu hinterlassen.
Was sollte der Leser auch schreiben?
„War OK.“, „Eignet sich gleichermaßen, um die Zeit – und in Printform – Fliegen zu erschlagen.“, „Konnte mich nicht vom Hocker reißen, aber war ganz nett.“?
Dann doch lieber nichts, denkt der Leser. Und, was denkst du, Autor?

3. Es gibt keine dummen Fragen …

… sagt man. Aber ein paar Basics solltest du dir schon aneignen, bevor du dich als völlig ahnungslos outest.
Aber keine Sorge: Niemand erwartet rocket science technology von dir.
Es kann auch unheimlich hilfreich sein, das Eis zu brechen, indem du – am besten witzig – darauf hinweist, völlig unbeleckt zu sein.
Dann zeigt der Gefragte dir auch gerne, woran du erkennst, ob ein Buch via „Books on Demand“, „Bookrix“, „Epubli“, „Bookmundo“, einem anderen Distributor oder direkt via kdp erschienen ist.  1)
Dennoch, ein paar Basics solltest du beachten: Mit der Frage „Du bietest gar keine gedruckten Bücher an, oder?“ offenbarst du leider, dass du dich 0,0 mit dem Werk des Autors beschäftigt hast, von dem du erwartest, dass er seine Zeit opfert, um dir zu helfen. 2)
Kommt a bisserl blöd, nicht?

1) unter „Produktinformation“ auf der Buch- oder E-Book-Seite bei Amazon wird unter dem Punkt „Verlag:“ der Name des Dienstleisters bzw. dessen Imprints aufgeführt. Fehlt der Punkt, handelt es sich um ein via kdp veröffentlichtes E-Book. Bei Prints, die via kdp publiziert wurden, steht  „Verlag: Independently published“

2) Wunder, oh Wunder: Amazon verknüpft die E-Book- und Print-Ausgaben der Bücher auf einer Produktseite. Man kann einfach zwischen „E-Book“ und, so vorhanden, „Taschenbuch“, „Gebundene Ausgabe“, „Hörbuch-CD“, „Audio-Download“ auswählen.

4. Respekt

Man sagt, Respekt beruhe auf Wertschätzung, diese wiederum auf Anerkennung. Leider lassen es viele an diesen Grundlagen gedeihlichen Miteinanders mangeln.
Ich muss a) die Bücher von Autorenkollegen wie Iny Lorentz nicht lieben (ich gebe zu, dass ich damit einfach gar nichts anfangen kann) um meinen Respekt auszudrücken für das, was sie erreicht haben.
Ich habe Bücher von anderen, nicht so bekannten Kollegen angelesen und stellte fest, dass kein Funke übersprang und/oder mir handwerkliche Fehler auffielen.
Dennoch b) schätze ich diese Kollegen wert, weil ich nämlich c) anerkenne, dass die Geschmäcker der Leser unterschiedlich sind. Was mir gefällt, finden andere schrecklich.
Ich nehme mir aber nicht heraus, meine Meinung für allgemeingültig zu halten.

5. Miteinander statt gegeneinander

Schreiben ist eine einsame Sache, man gerät leicht in Gefahr, im Elfenbeinturm weggesperrt die Bodenhaftung zu verlieren.
Deshalb sind writing buddys so wichtig, ebenso ehrliche wie ihrerseits begabte Autoren als Alphaleser, die einem auch mal vors Schienbein treten.
Aber auch nach der Veröffentlichung ist es hilfreich, wenn Autoren auf die Werke von Kollegen hinweisen.
Weshalb? Nun, weil selbst sehr langsame Leser immer noch schneller Bücher konsumieren als selbst der produktivste Autor alleine liefern kann.
Manche Kollegen schmähen dies als „eine Hand wäscht die andere“ oder gar „Vetternwirtschaft“. Ob sie sich damit einen Gefallen tun? Ich weiß es nicht.
Ich nehme mir hin und wieder gerne die Zeit, um auch Bücher von Autoren abseits des harten Kerns meiner writing buddys zu lesen und zu rezensieren.
Dabei erhoffe ich mir keine Gegenleistung (auf Gegenseitigkeit laufen eher Leseproben in E-Books oder Erwähnungen im Newsletter), nein, ich mache das, weil ich meinen Lesern eine Buchempfehlung ausspreche in der Hoffnung, so positiv in deren Gedächtnis zu bleiben – auch wenn ich gerade gar keine Neuveröffentlichung zu bewerben habe.
Aber natürlich freue ich mich, wenn etwas zurückkommt! Tierisch sogar, weil ich weiß, dass Kollegen die kritischsten Leser sind, und eine Empfehlung oder gar ein Lob aus deren Mund – das ist einfach … Spitze!
So versuche ich es auch zu halten.
Manchmal passt es aber nicht, so nett der Autor ist und so gut mir vielleicht ein anderes Buch aus seiner Feder gefiel, es kann mich einfach nicht packen – dann breite ich einfach den Mantel des Schweigens aus.
Aber das Buch eines Kollegen kommentarlos unter einem Stichwort à la „Daumen hoch oder runter?“ zu posten? Nein, damit macht man sich keine Freunde, sondern offenbart, dass man – siehe oben – nicht einmal Anerkennung übrig hat für jemanden, von dem man sich zuvor gern empfehlen (und am Ende gar beraten) ließ.

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