Der niederländische Twitter-User Sander berichtet – mit Verweis auf die niederländischen Statistiken – von seiner „LongCovid“-Odyssee, die mich in vielen Bereichen an die Schilderungen deutscher „LongCovid“-Patienten erinnerte, weshalb ich seinen Text hier übersetze.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wurde eine (verschleppte) bakterielle Lungenentzündung bei euch ausgeschlossen?
Wurdet ihr mit Antibiotika behandelt?
Hier Sanders Bericht:
„Was hat sich rückblickend in den Corona-Jahren in den Krankenhäusern wirklich abgespielt? Wir sehen uns Daten von CBS (Zentrales Amt für Statistik der Niederlande), dem niederländischen Lungenfonds und meine eigenen Erfahrungen an:
Niederländischer Lungenfonds
Jedes Jahr erkranken in den Niederlanden mehr als 250.000 Menschen an Lungenentzündung. Jedes Jahr werden 37.000 Menschen mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Im Durchschnitt bleiben die Betroffenen acht Tage im Krankenhaus. Oft verschreibt der Arzt bei einer Lungenentzündung Antibiotika. Wenn die Lungenentzündung schwer ist und/oder die Antibiotika nicht ausreichend wirken, wird man manchmal in ein Krankenhaus eingewiesen. Die Genesung von einer Lungenentzündung kann Wochen bis Monate dauern.
CBS (Zentrales Amt für Statistik der Niederlande)
Im Jahr 2020 gab es 2,7 Millionen Krankenhauseinweisungen, 12 Prozent weniger als im Jahr 2019. Insgesamt wurden 1,6 Millionen Menschen ein- oder mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert, 228 Tausend weniger als 2019. Im Jahr 2020 gab es 40 Tausend Krankenhauseinweisungen mit der Hauptdiagnose COVID-19. Dieser Bericht der CBS basiert auf neuen Zahlen.
Meine eigene Erfahrung
Im Februar 2020 war ich eine Woche lang sehr krank. Danach erholte ich mich etwas von selbst, blieb aber kurzatmig und extrem müde. Aus diesem Grund ging ich zu meinem Hausarzt. Ohne jegliche Untersuchung wurde bei mir die Indikation LongCovid gestellt, mit der einzigen Abhilfe durch Long-Covid-Rehabilitation: zweimal wöchentlich Physiotherapie. Diese brachte keine Besserung und machte mich noch mehr kaputt. Nach einem Jahr musste die Rehabilitation von einem Lungenarzt verlängert werden. Er wollte nicht nur verlängern, sondern eine vollständige Untersuchung durchführen: Blutuntersuchung, CT-Scan, Lungenfunktionstest und schließlich MRT und Bronchoskopie. Ergebnis: Es wurden keine Covid-Antikörper gefunden und ich lief mehr als ein Jahr lang mit einer unbehandelten bakteriellen Lungeninfektion herum. Schlussfolgerung: Ich hatte eine Grippe, zuerst eine virale, dann eine bakterielle Lungeninfektion. Die Standard-Therapie war eine Doxycyclin-Kur (Antibiotika), nach der ich mich weiter erholen konnte. Ich hatte keinen C-Stich [sogenannte Impfung].
Der Hausarzt ging von einer „automatischen“ Verlängerung der Rehabilitation aus, aber der Lungenarzt hatte schon mehrere „Long Covid“-Patienten gesehen, deren Diagnose falsch war, und war daher zu Recht skeptisch. Das Bizarre daran ist, dass Doxycyclin (ein gängiges Medikament gegen Lungenentzündung) nicht bei Covid gegeben werden durfte. Erst nach meinem negativen Antikörperergebnis wurde es mir verschrieben (siehe Screenshot).
Angst spielte bei mir keine Rolle. Als ich nach dem Karneval krank wurde, hielt ich es für eine Grippe (was es schließlich auch war). Die Diagnose „LongCovid“ zu akzeptieren, war die einzige Möglichkeit, medizinische Hilfe zu bekommen. Das klingt bizarr, aber manche haben schon vergessen, wie verrückt die medizinische Versorgung vor allem im ersten Jahr war. Als ich zwei Monate nach meiner Grippe beschloss, trotzdem zum Hausarzt zu gehen, musste ich zunächst einen Termin für einen ( meinen einzigen ) PCR-Test vereinbaren, auf das Ergebnis warten und dann in der Warteschleife einen Termin bei dem Hausarzt bekommen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dieser trug einen Mundschutz und verlangte das Gleiche von mir. Die Diagnose stand in weniger als 10 Minuten fest, basierend auf: Krank während ‚Corona‘, dann kurzatmig und müde. Ich habe dann ein Jahr lang eine Physiotherapie gemacht, während der ich im Nachhinein logischerweise komplett zusammengebrochen bin. Ich bin ein ziemlicher Fanatiker, was Sport und damit auch Physiotherapie angeht. Meine damalige Physiotherapeutin geriet sogar manchmal in „Panik“, als sie mein Herz und meine Sättigung überwachte, sah dies aber als „das Unbekannte“ im Zusammenhang mit Covid-Komplikationen an. Ich sprach mit ihr, nachdem die Situation geklärt war. Sie war schockiert und fühlte sich unheimlich schuldig. Ich nahm ihre Entschuldigung an, weil sie sich sehr engagiert und sich letztlich an die Covid-Protokolle (von denen sie manchmal aufgrund ihrer eigenen Kenntnisse abwich) und an die Hinweise des Hausarztes hielt.
Zusammenfassung
- Vor Corona wurden jährlich 37 000 Menschen mit einer Lungenentzündung in Krankenhäuser eingeliefert, weil die von den Hausärzten verschriebenen Medikamente nicht ausreichend wirkten.
- In der Hochphase von Corona wurden 40.000 Menschen mit der „Hauptdiagnose“ Covid-19 in Krankenhäuser eingeliefert, wobei häufig eine Lungenentzündung der Grund war.
- Während Corona erhielten die Menschen keine übliche Behandlung für Lungenentzündungen (wie Doxycyclin).
- Während des Höhepunkts von Corona wurden 3 000 Personen (+8,1 %) mehr mit Lungenentzündungen eingeliefert. Könnte dies auf einen Mangel an Primärversorgung und Medikamenten zurückzuführen sein?
Ich werde die unten genannten Quellen weitergeben.
Beitragsbild von Javad Esmaeili auf Unsplash
Hier ein ähnlich gelagerter Fall – der leider nicht so glimpflich ausging
https://twitter.com/axeman_1973/status/1691721948265644154?s=61&t=w_fWpLHt3s51pgPoeK0D3w
Einfach unglaublich!
Und sie machen weiter und die Schäfchen lassen sich weiter „impfen“, ganz stolz berichten sie: links gegen COVID, rechts gegen Grippe, bei nur einem Arztbesuch…