Interna aus dem Autorenleben | Normalerweise sollte eine Normseite ja der Norm entsprechen. Aber …

Auf unzähligen Seiten im Internet werden vorformatierte Normseiten zum Download für den interessierten angehenden Autor angeboten. Aber wie immer liegt die Schwierigkeit im Detail, denn je nach verwendetem Schreibprogramm, bzw. Version ein und desselben Fabrikats, werden diese Normseiten ganz unterschiedlich dargestellt.
Zunächst mal stellen wir uns zur Erinnerung die Frage: Was ist eine Normseite?
Eine Normseite ist eine normierte Darstellung von Text, die zum Beispiel der Abrechnung von Lektorats- und Korrektoratsdiensten zugrundegelegt wird.
Viele Agenturen und Verlage verlangen Manuskripteinsendungen in Form von Normseiten (weil ihnen das den Aufwand des Umformatierens erspart, um abzuschätzen, welche Investitionen an Lektorat, Korrektorat aber auch im Druck für das Buch zu erwarten sind).
Um den Umfang des Geschriebenen vergleichen  zu können, wurde festgelegt, dass eine Normseite aus einem DIN A4 Blatt besteht, auf dem – wie früher mit der Schreibmaschine – 30 Zeilen à (maximal) 60 Zeichen Platz finden.

Einrichtung einer Normseite (Schritt für Schritt):

Seitenlayout

Hierbei zunächst die Seitengröße auf DIN A4 einstellen
Dann die Seitenränder wie folgt formatieren:
oben 3 cm,
unten 2,7 cm,
links 1,8 cm,
rechts 4 cm

Schriftart und -größe

Im Gegensatz zu einer proportionalen Schriftart, wie sie das Theme auf diesem Blog verwendet, benötigen wir für eine Normseite eine nicht-proportionale bzw. Festbreitenschrift, denn in jede Zeile sollen ja maximal 60 Anschläge passen, ganz egal, ob es sich um einen Textausschnitt mit vielen i und l (die wenig Platz benötigen) oder mehr w und m (die in der proportionalen Schriftart viel breiter ausfallen) enthalten sind.
Zur Illustration des Unterschieds hatte ich hier eine Zeile von meinem geliebten Erich Kästner eingestellt – aber jetzt entfernt, nachdem ich freundlicherweise darauf hingewiesen wurde, das Kästners Erben das Zitieren aus seinen Gedichten abmahnen lassen.
 
Aus diesem Grund stellen wir die Schriftart Courier New in der Schriftgröße 12 Punkt ein.

Absatzeigenschaften

Mit Hilfe der Absatzeigenschaften erzeugen wir dann einen Zeilenabstand, der es ermöglicht, auf dem Ausdruck Notizen, Unterstreichungen etc. zwischen den Zeilen handschriftlich einzufügen.
Hierzu stellen wir den Zeilenabstand auf „mindestens“ „22 Punkt“

Feinjustierung

Da, wie oben erwähnt, jede Programmvariante eigene Finessen aufweist, heißt es nun, die gemachten Voreinstellungen zu überprüfen.
Hierzu geben wir den folgenden Zeichenblock ein:

123456789

Dann kopieren wir ihn und fügen ihn weitere fünf Mal, jeweils getrennt von einem Leerzeichen ein.

123456789 123456789 123456789 123456789 123456789 123456789

Am Ende des sechsten 123…89-Blocks setzen wir erneut ein Leerzeichen und daraufhin tippen wir eine 1.
Wenn unsere Voreinstellungen korrekt waren, sollte diese 1 nun in die nächste Zeile rutschen.
Tut sie das nicht, oder rutscht gar der gesamte, letzte 123…89-Block schon in die zweite Textzeile, dann müssen wir an den Einstellungen der seitlichen Seitenränder spielen, bis exakt 60 Anschläge (6 mal die Ziffern 1-9 und 6 Leerzeichen) in eine Zeile passen.
Sobald das erledigt ist, kopieren wir die komplette erste Zeile und fügen sie 29 mal in die Seite ein.
Wenn wir nun am Ende der letzten Zeile hinter den 6. 123…89-Block ein Leerzeichen und darauf folgend wiederum eine 1 tippen, dann sollte das Schreibprogramm eine neue Seite erzeugen und diese 1 (aber auch nur diese 1) auf der neuen Seite erscheinen.
Wenn das nicht passiert, muss erneut an den Einstellungen der Seitenränder justiert werden, und zwar am oberen bzw. unteren Seitenrand.

Übrigens:

Es gibt manche Internetseiten, die behaupten, man würde die Anzahl der Normseiten erhalten, wenn man die Anzahl der Zeichen inklusive Leerzeichen des Manuskripts durch 1800 teilt.
Das ist falsch!
Eine Normseite kann maximal 1800 Zeichen erhalten (wenn man sie, wie oben erklärt, mit 180 123…89-Blöcken, getrennt jeweils von Leerzeichen füllt).
Aber sobald man normalen Text schreibt, wird es in nahezu jeder Zeile weniger als die möglichen 60 Anschläge geben!
Isabel Bogdan hat es freundlicherweise ausführlich erklärt!
Die VG Wort und auch manche Lektoren arbeiten zur Angebotserstellung mit einem Mittel- bzw. Durchschnitswert von 1500 Zeichen pro Normseite.
Die Anwendung dieses Mittelwerts kann unter Umständen günstig für den (das Lektorat oder Korrektorat beauftragenden) Autor sein.
Denn wenn ich die aktuelle Gesamtzeichenanzahl von 899.246 Zeichen inkl. Leerzeichen durch 1500 teile, ergeben sich nur 600 Normseiten zu lektorierendes (und bezahlendes) Manuskript – es weist aber derzeit 620 Normseiten zuzüglich 23 nicht als Normseiten formatierte Deckblätter, Inhaltsverzeichnis, Personen- und Ortsliste etc. auf.
 
 

3 Gedanken zu „Interna aus dem Autorenleben | Normalerweise sollte eine Normseite ja der Norm entsprechen. Aber …“

  1. Pingback: Ein toller Beitrag von Katharina Münz!Normalerweise sollte eine Normseite ja der Norm entsprechen. Aber … | Sandras Blog

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