Interna aus dem Autorenleben | Reblogged: Wie schreibe ich ein Buch?

„Wie schreibe ich ein Buch?“, fragt TheMagicInBooks. „Wäre es nicht schön, wenn es eine Anleitung gäbe?“
Ja, das wäre es. Und zum Glück gibt es welche …
Wie zum Beispiel die von TheMagicInBooks selbst erstellte:

Wie schreibe ich ein Buch?

APRIL 19, 2016 ~ IHAMBURGER
Tja, wäre es nicht schön, wenn es eine ganz klare Anleitung gäbe? Ein Leitfaden, an dem man sich entlang hangeln kann und wo dann am Ende DAS neue Buch entsteht. DAS Buch, auf das die Welt nur gewartet hat.
Natürlich gibt es eine solche Anleitung nicht. Aber es gibt etwas, das fast genauso gut ist. Jede Menge Tipps und Erfahrungen von Autoren.

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Auch ich habe anfangs eine Anleitung verwendet, nämlich die von Jacky zur Schneeflockenmethode.

Diese Art zu plotten hat mir anfangs sehr geholfen, eine Grundstruktur zu erarbeiten, doch als es zum Punkt „Ausarbeitung der Charakterbögen“ kam, wurde es mir zu statisch und die Figuren brachen aus dem engen Korsett aus und erwachten zum Leben.

Inzwischen schreibe ich nach einer ganz anderen, eigenen Methode, und ich bin der Meinung, jeder Autor muss die zu ihm passende selbst finden.
Natürlich funktioniert es, ein Buch nach Rezept zu schreiben, aber dieses Buch wird nur das Rezept enthalten und wenig Herzblut des Autors.
Genau die kleinen Abweichungen von den Regeln der Rezepte sind es, die meiner Meinung nach die Individualität der Schreibstile ausmachen.
Und ich liebe Vielfalt!
Und wie ist nun mein „Rezept“? Ich ahne es, diese Frage brennt euch unter den Fingern!
Vor dem Beginn jedes Manuskripts steht bei mir inzwischen ein Traum. Wie, ein Traum?
Ja, ich träume – nicht das ganze Buch, aber wichtige Szenen.
Zunächst meist erst einmal eine. Die schreibe ich dann auf, wobei mir hilft, dass ich vor langem einmal die Technik des luziden Träumens erlernt habe. Dadurch kann ich den Traum sehr gut erinnern und wie bei einem Videotape vor- und zurückspulen, die „Aufzeichnung“ sogar in Zeitlupe ablaufen lassen.
Zunächst dachte ich, dass ich spinne.
Ich meine, wer macht das schon? Bücher nach Träumen schreiben? Und dann auch noch erfolgreich? (Man muss bedenken, zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine Menge Ablehnungen für meinen Erstling kassiert und nun ein völlig aus den Genrekonventionen des historischen Romans fallendes Manuskript angefangen. Dass ich einen Verlag dafür finden würde, stand in den Sternen.)
Aber dann schaute ich mit meinem Mann eine Reportage auf Arte über den großartigen Nile Rodgers (Chic! usw.) und darin erklärte der Musiker, Sänger und Komponist, dass er die Lieder und Arrangements, die er schreibt und veröffentlicht – allesamt geträumt hat.
Das hat mich völlig elektrisiert, doch getoppt wurde dieses populäre Vorbild fast noch durch eine Reportage-DVD über Karl Lagerfeld, die bei einer Frauenzeitschrift beilag (keine Ahnung, welche, ich hab das nur wegen der DVD gekauft).
Und gefragt, woher die Inspiration für seine Entwürfe stamme, blaffte „Karl“ den Interviewer in seiner unnachahmlich charmant-unverschämten Weise an: „Woher soll ich wissen, woher die Inspiration stammt? Ich träume diese Kleider, alles, was ich tue, ist sie zu zeichnen, nachdem ich aufgestanden bin. Wenn Sie wissen wollen, woher die Inspiration stammt, dann müssen Sie den fragen, der die Kleider in meinem Traum macht. Ich weiß es nicht, denn ich mache sie nicht!“
Tja, dann habe ich also wahrhaftig etwas mit diesen beiden großartigen Künstlern gemein! 😉
Aber um darauf zurückzukommen, wie ich ein Buch schreibe:
Nachdem die geträumte Szene aufgeschrieben ist, setze ich mich hin und schreibe ein Arbeitsexposé vom Umfang einer DIN A4 Wordseite mit der Handlung um die Szene herum (meistens sind es Szenen aus der Mitte eines Plots, die ich initial träume).
Danach schreibe ich – entlang der groben Struktur des Arbeitsexposés – weitere Szenen, wie sie mir gerade zufallen (teils nach Träumen, teils so).
Erst wenn auf diese Weise ein – lückenhaftes – Grundgerüst von etwa 50% des angestrebten Gesamtumfangs entstanden ist, schreibe ich die Lücken dann chronologisch zu, überarbeite zugleich bereits vorhandene Szenen.
Wer sich jetzt fragt, wo die Charakterentwicklung bleibt, den verweise ich auf meinen Blogbeitrag Charakterentwicklung vs. „eruptiver Charakter“.
Wie schreibt ihr?

5 Gedanken zu „Interna aus dem Autorenleben | Reblogged: Wie schreibe ich ein Buch?“

  1. Das hört sich wahrhaftig gut an! Aber es kann kaum ein Rezept für andere sein, oder? Denn wer träumt schon so intensiv? Ich selber habe auch intensive Träume, meist in Farbe, manchmal sogar mit Gerüchen, aber eine Geschichte, aufschreibbar, oder der Kern einer solchen, ist nie herausgekommen. Sehr schön und interessant, dass es bei Dir so klappt. Viel Erfolg damit

    1. Nein, sicherlich kein „Allerweltsrezept“ – aber wie ich schrieb, sowas kann es meines Erachtens sowieso nicht geben, sondern für jeden Autoren einen eigenen, unverwechselbaren Weg.
      Ich denke, die Fähigkeit, ganze Handlungsszenen zu träumen, ist sicherlich eine Gabe – und ich bin froh, dass ich mit dem Schreiben nun eine Möglichkeit gefunden habe, mit diesem Geschenk der Vorsehung etwas (halbwegs) vernünftiges zu schaffen.
      Dass du ebenfalls Gerüche zu träumen vermagst ist eine ebenso schöne wie seltene Gemeinsamkeit! Ich hatte vor längerem einmal eine interessante Diskussion mit einem Testleser, der sich darüber mokierte, dass ich meinen Protagonisten im Traum Gerüche wahrnehmen ließ. (Weil das für mich ja ganz normal war.)
      Dadurch erfuhr ich erst, dass nur etwa 10% der Bevölkerung zu dieser Sinneswahrnehmung in der Lage sind!
      Spannend, man lernt durch den Austausch mit anderen Autoren so viel!
      Danke für deine lieben Wünsche – ja, der ganz große (kommerzielle) Erfolg lässt noch auf sich warten, aber immerhin wurde ich gestern auf Facebook von einer Leserin als eine ihrer drei Lieblingsautoren getagged. Und das nach nur einem Buch!
      Du ahnst gar nicht, wie sich das anfühlt. 😀 😀
      Ich wünsche dir, dass es dir mit deinem Wikingerabenteuer bald ebenso ergeht!

  2. Tolle Methode! 🙂 Bei mir klappt das leider nicht so ganz. Meine Träume sind viel zu verwirrend und unzusammenhängend, um daraus eine Geschichte zu basteln. Das mit dem Plotten der gesamten Handlung habe ich auch mal ausprobiert, ich bin aber nicht sonderlich weit gekommen. Wenn ich vorher alles schon genau durchplane, verliere ich den Spaß am Schreiben. Ich finde du hast vollkommen Recht. Jeder muss da so seine eigene Methode entwickeln. Ich habe meist bloß eine grobe Vorstellung von der Geschichte und schreibe einfach drauf los, lasse mich von meinem Charakter leiten und mit der Zeit kommen dann immer mehr Ideen dazu.

    1. Ja, genau. Jeder so, wie es für ihn passt. 🙂
      Wobei „genau durchplanen“ sicherlich nicht das ist, was ich mache – ein Handlungsabriss von einer DIN A4-Seite entspricht wohl eher einer „groben Vorstellung von der Geschichte“ denn einem bis ins Detail durchgeplanten Plot. Der Handlungsabriss ist eine Strickleiter für mich, an der ich mich durch die Geschichte hangele. Er gibt mir einerseits genügend Halt, um mich nicht in Sackgassen zu verwirren, in die meine Charaktere mich hin und wieder locken wollen – andererseits bietet er ausreichend Freiraum für sich „einfach drauf los“ entwickelnde Ideen, da ich mich nicht sklavisch an ein einmal erarbeitetes Skript halte, wenn eine andere Variante mehr verspricht.
      Spätestens, wenn man die Geschichte einmal fertig hat und einem Verlag anbieten möchte, hat jedoch die Variante mit einem (und sei es noch so roh behauenen) Arbeitsexposé einen unschlagbaren Vorteil: Daraus lässt sich mit erheblich weniger Aufwand ein ausgehfeines Exposé für Verlags- oder Agenturbewerbungen schreiben.
      Aber viele entscheiden sich ja heutzutage von vorneherein für SP, dann ist das wieder egal. 😀

  3. Liebe Katharina Münz,
    auch wenn ich den Artikel erst nach einigen Jahren gefunden habe, finde ich ihn sehr spannend! Ich schreibe in meiner Freizeit eigentlich schon seit meiner Kindheit und mein aktuelles Romanprojekt entsteht gerade auf eine ähnliche Weise. Die Hauptszenen bin ich im Traum schon mehrfach durchgegangen. Vielleicht nicht ganz im Traum, vielleicht auch im Halbschlaf. Die Chronologie der Ereignisse hab ich mir in Stichpunkten notiert. Allerdings hab ich die Kernszenen noch nicht aufgeschrieben, weil ich Angst habe, die Lust zu verlieren, den Rest auszuarbeiten und weil ich bisher immer chronologisch vorgegangen bin. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr viel Disziplin erfordert, nach 50% spannenden Stellen die Lücken zu füllen?
    Aber jetzt überlege ich, ob ich deine Methode nicht mal probieren sollte.
    Liebe Grüße,
    Tala T

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