Gastbeitrag: Rezension zum Buch „The Great Reset“ von Klaus Schwab

von @Nasirea1

Beitragsbild von Jose Antonio Gallego Vázquez auf Unsplash

Lange Zeit galt „The Great Reset“ als Verschwörungstheorie, bis Ursula von der Leyen in ihrer Funktion als EU Kommissarin1 ganz ungeniert dafür Werbung machte und bis die Dokumente auf der Rockefeller Fondation durch einige Videos direkt vom World Economic Forum (EWF) ergänzt wurden.

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Werbevideos für den großen Reset2 und wie so oft wurde eine Verschwörungstheorie von der Realität eingeholt.

Das Buch umfasst 331 Seiten inkl. Quellenangaben und Danksagungen. Gerne zitiere ich auch Einiges daraus und ergänze es mit meinen eigenen Gedanken darüber.

Aber zunächst ein paar Worte zur generellen Schreibweise in Klaus Schwabs Buch.
Er hat es zusammen mit Thierry Malleret geschrieben und was hier sofort auffällt ist, dass es nicht im Stil von „Du musst“ oder „wir müssen“ geschrieben ist. Es ist immer sehr vorsichtig formuliert im Stil von: „den Regierungen wird gar nichts anderes übrigbleiben als …“ oder „die einzig logische Schlussfolgerung ist …“.

Foto © Nasirea1

Oder es stellt einfach (teilweise abenteuerliche) Thesen als unumstößliche Tatsachen hin. Wie zum Beispiel ganz am Anfang wie dem Leser erst einmal klar gemacht werden soll, dass er sich keine Illusionen machen soll, dass es nochmal werden wird wie vor Corona. Das ist gemäß dem Buch in Stein gemeißelt. Das wird nie mehr so sein. Schlag Dir das aus dem Kopf. Er schreibt hier zum Beispiel:

[Eine neue Welt wird entstehen, deren Umrisse wir ersinnen und skizzieren müssen. (S.12)]

[Viele von uns fragen sich, wann sich die Dinge wieder normalisieren werden. Die kurze Antwort lautet: niemals. Nichts wird jemals wieder so sein wie zuvor. (S.12)]

[Die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten des Jahres 2020 kannten, gibt es nicht mehr, sie hat sich im Kontext der Pandemie aufgelöst. (S.12)]

[Auf diese Weise wird eine neue Normalität entstehen, die sich radikal von jener unterscheidet, die wir nach und nach hinter uns lassen werden. Viele unserer Überzeugungen und Annahmen, wie die Welt aussehen könnte oder sollte, werden sich dabei zerschlagen. (S.12)]

Das kommt einen sehr bekannt vor. Wer hat diese Formeln nicht schon von unseren Politikern gehört?

Nachdem Schwab diesen Standpunkt klar gemacht hat, macht er einen Ausflug über die globalen finanzpolitischen Zusammenhänge auf der Welt und die Veränderung durch die digitalen Errungenschaften. Das Internet der Dinge – Internet of Things (IoT) 3.

Und dann kommt er auch schon auf eine globale Vernetzung der Institutionen zu sprechen. Ein zentrales Thema in dem Buch.

[Die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie erfordert ein globales Überwachungsnetz, das in der Lage ist, neue Ausbrüche zu erkennen, sobald sie auftreten, (…) geeignete und koordinierte politische Mechanismen zur effizienten Umsetzung der getroffenen Entscheidungen und so weiter. (S.37)]

Und gleichzeitig ist er schlau genug den Fall vorzusehen, falls es nicht gelungen sein sollte, genügend Todesfälle in den Medien zu präsentieren. In dem Fall waren eben die Maßnahmen Spitze. Ist ja logisch, oder?

[Es gibt keinen Applaus, wenn es zu keinem Coronavirus-Fall oder Todesfall kommt, was zu dem gesundheitspolitischen Paradoxon führt, dass „nichts geschieht, wenn man es richtig macht“. (S.50)]

Auch das hörte ich schon aus so manchen Politikermund.

Doch dann kommt Schwab unmittelbar auf die Konsequenzen für den Einzelnen aus wirtschaftlicher Sicht zu sprechen. Und auch hier möchte Klaus Schwab keine Illusionen machen. Die Zukunft wird seiner Meinung nach geprägt sein von persönlichen Einschränkungen zum Wohle der Allgemeinheit und der Umwelt:

[Covid-19 verursachte eine Krise von Angebot und Nachfrage, die zum tiefsten Einbruch der Weltwirtschaft seit über 100 Jahren führte. (S.52)]

[Jetzt da die wirtschaftlichen Notmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie in Kraft getreten sind, kann die Gelegenheit genutzt werden, um institutionelle Veränderungen in die Wege zu leiten und politische Entscheidungen zu treffen, die die Volkswirtschaften auf einen neuen Weg in eine gerechtere, grünere Zukunft führen. (S.64)]

[Wenn wir alle gemeinsam anerkennen, dass ab einem bestimmten Wohlstandniveau, das durch das Pro-Kopf-BIP definiert wird, die Zufriedenheit mehr von immateriellen Faktoren wie einer zugänglichen Gesundheitsversorgung und einem robusten sozialen Gefüge als vom materiellen Konsum abhängt, dann werden so unterschiedliche Werte wie Umweltschutz, bewusste Ernährung, Einfühlungsvermögen oder Großzügigkeit an Bedeutung gewinnen und nach und nach die neuen sozialen Normen prägen. (S.69)]

Grundsätzlich ist da ja schon was dran, aber der Knackpunkt ist hier: Wer definiert das „bestimmte Wohlstandsniveau“? Die Ansichten, was hier ausreichen sollte, werden wohl weit auseinandergehen würde ich vermuten. Wenn man durch die eigene Leistung seine materiellen Wünsche nicht mehr selbst erwirtschaften kann, sondern jemand anderes darüber entscheidet was ausreichend ist, dann ist das wieder wie mit dem Taschengeld von den Eltern. Hoffen wir auf Eltern, die uns wohlgesonnen sind …

[Die Sozialwirtschaft erstreckt sich auf andere wachstumsstarke und arbeitsplatzschaffende Bereiche in den Sektoren Pflege und persönliche Dienstleistungen, Bildung und Gesundheit. Investitionen in Kinderbetreuung, Altenpflege und andere Bereiche der Versorgungsökonomie würden allein in den USA 13 Millionen Arbeitsplätze schaffen (…). (S.71)]

… die wie finanziert werden?
Oder wird das so geregelt, dass das notwendige „Wohlstandsniveau“ von den Arbeitsdrohnen neu durch die Regierungen definiert wird und dadurch viel bereits erwirtschaftetes Kapital frei wird? Und das kann dann anderweitig verwendet werden?

Fragen über Fragen…

Er redet aber nicht davon hier zu enteignen, was es aber letztlich ist. Er redet von „Anreizen“ aus der Politik und von Rahmenbedingungen die man setzen muss. Er nennt das die „neue und bessere Art von Wachstum„, wie hier beispielsweise:

[Wenn die Staaten den Übergang zu einer neuen und besseren Art von Wachstum vollziehen wollen, haben sie die Möglichkeit, jetzt zu handeln, um Anreize für Innovationen und Kreativität in den oben genannten Bereichen zu schaffen. (S.72)]

Und weiter noch führt er aus, dass es ja schon in weiten Teilen der Bevölkerung den dringenden Wunsch gäbe, in diese Richtung zu gehen. Mit der sehr schönen Wortschöpfung „Post-Wachstums-Aktivismus“ umgeht er es meisterhaft, schreiben zu müssen, dass meist NGO’s solche radikalen Forderungen stellen. Er formuliert folgendermaßen:

[Dies zeigt sich im verbraucherseitigen Post-Wachstums-Aktivismus in Nischensegmenten, etwa Verbraucher, die für weniger Fleischkonsum oder weniger Flüge kämpfen. (S.72)]

Wie gesagt eine sehr gelungene Wortschöpfung und er vermeidet damit meisterhaft die Frage nach der Finanzierung der NGO’s, die genau solche Forderungen stellen. Das hätte wohl unweigerlich zu der Frage geführt, wer denn eigentlich diese NGO’s mit solchen Forderungen finanziert?

Ein prominentes Mitglied des WEF ist hier ganz vorne mit dabei bei der Finanzierung: George Soros. Und damit verbunden wäre natürlich die Frage aufgekommen, warum ein aktives Mitglied des WEF der Finanzier genau dieser NGO’s ist, die eben diese neue Welt fordern? Die Frage hat Schwab wirklich elegant umschifft, es einfach bei „Post-Wachstums-Aktivisten“ belassen und damit der lästigen Frage nach der Finanzierung derselben aus dem Weg gegangen. Chapeau!

Für die neue Welt bräuchte es Maßnahmen oder Gesetze, aber gerade die könnte man jetzt bei dieser beispiellosen Chance durchbekommen. Er umschreibt das folgendermaßen:

[Maßnahmen, die vor der Pandemie undenkbar erschienen, können durchaus weltweit zur Norm werden, da die Regierungen zu verhindern versuchen, dass die wirtschaftliche Rezession in eine katastrophale Depression umschlägt. Zunehmend wird der Ruf nach Regierungen als „Zahler letzter Instanz“ laut werden (…) (S.76)]

Er führt hier auch näher aus, woher die Rahmenbedingungen für die Einführung neuer Maßnahmen kommen soll. Eben durch die reine Notwendigkeit von Maßnahmen aufgrund von Vorkommnissen mit denen er fest rechnet:

[Nach der Pandemie wird sich die Zahl jener dramatisch erhöhen, die nun zu den Arbeitslosen, Besorgten, Unglücklichen, Empörten, Kranken und Hungrigen gehören. Persönliche Tragödien werden hinzukommen und den Ärger, die Empörung und die Verzweiflung in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, einschließlich der Arbeitslosen, Armen, Migranten, Häftlinge, Obdachlosen und aller Ausgeschlossenen (…) verstärken. Wie sollte das nicht zu einem Ausbruch führen? (S.98)]

Seine einfache Formel lautet hier: Pandemie plus Not ist gleich Aufstand. Hat er damit Recht?

Dafür hat er auch ein Beispiele bei dem er aber erneut vergisst, die Rolle der NGO’s zu erwähnen, die aber auch bei diesem Beispiel nicht unerheblich beteiligt waren:

[In den vergangenen sechs Jahren starben fast 100 Afroamerikaner in Polizeigewahrsam, aber der Tod von George Floyd löste einen Volksaufstand aus. Es ist daher kein Zufall, dass dieser Wutausbruch während der Pandemie stattfand, von der die Afroamerikaner in den USA überproportional betroffen waren (…) (S.99)]

Bezogen auf die Steuereinnahmen, die notwendig sind um diese erste Phase des Umbaus zu finanzieren, macht er folgende Aussage:

[ (…) die Besteuerung dieses Mal wie in der Vergangenheit zunehmen wird. Wie in der Vergangenheit wird die gesellschaftliche Begründung und die politische Rechtfertigung dafür auf dem Narrativ der „im Krieg befindlichen Länder“ beruhen (nur dieses Mal gegen einen unsichtbaren Feind). (S.103)]

[Alles was im Zeitalter nach der Pandemie geschieht, wird uns dazu veranlassen, die Rolle der Regierungen zu überdenken. Statt nur auftretendes Marktversagen zu beheben, sollten diese, nach den Worten der Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato: „zur aktiven Formung und Schaffung von Märkten übergehen, die für Nachhaltigkeit und integratives Wachstum sorgen.“ (S.105)]

Was sich hier im ersten Moment richtig gut anhört, ist nichts anderes als das Todesurteil für Klein- und Mittelständische Unternehmen.

Sicher ist es gut, Firmen dazu zu bringen über jeden Fabrikationsschritt Rechenschaft abzulegen, damit ein Produkt fair produziert wird. Das Problem sind hier aber die Prüf- und Zertifizierungsverfahren, die für kleinere Unternehmen gar nicht erschwinglich sind. Für Großkonzerne sind es Peanuts und die großen Konzerne drängen gerne die lästige Konkurrenz vom Markt. Gut investiertes Geld aus Sicht der Aufsichtsräte.

Es geht aber auch um den Ausbau der Macht der Regierungen, wie das hier zum Beispiel zeigt:

[Im Hinblick auf die Zukunft werden die Regierungen höchstwahrscheinlich, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß, entscheiden, dass es im besten Interesse der Gesellschaft ist, einige Spielregeln neu festzulegen und ihren Einflussbereich auf Dauer ausweiten. (S.106)]

[Unabhängig von den Details wird sich die Rolle des Staates ausweiten und dies wird erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise der Unternehmensführung haben. In allen Branchen und allen Ländern werden sich Unternehmensleiter in verschiedenem Ausmaß an ein stärkeres staatliches Eingreifen gewöhnen müssen. (S.108)]

Was mich dann dazu bringt mich zu fragen, wie weit das wohl geht? Wie viel Sozialismus enthält dieses „Eingreifen“? Auch in der ehemaligen DDR war das gang und gebe, dass der Staat „eingegriffen“ hat. Dazu passt auch der folgende Satz:

[Die Besteuerung wird insbesondere für die privilegiertesten Schichten steigen, weil die Regierungen ihre Resilienz verbessern müssen und stärker in diese investieren möchten. (S.108)]

Und dazwischen immer wieder die Versicherung, dass es auch nie wieder so werden wird, wie es mal war. Wie hier zum Beispiel:

[Die Pandemie wird durch die Beschleunigung dieses Wandels einen Wendepunkt darstellen. Sie hat das Problem herauskristallisiert und eine Rückkehr zur Situation vor der Pandemie unmöglich gemacht. (S.112)]

Spannend finde ich auch den Teil des Buches, in dem Schwab unverblümt zugibt, dass eine wie auch immer geartete Partizipation durch den Wähler ein Hindernis darstellt. Hier geht das Buch aber nicht so weit, dies in Abrede zu stellen, sondern umschreibt es schön mit den Worten, dass es ein „Diskussionspunkt“ bei der Gestaltung unseres neuen Gesellschaftsvertrags wäre. Wörtlich steht im Buch:

[(…) Zusätzliche dazu betonen Politiktheoretiker häufig, dass für außerordentliche Befugnisse die Zustimmung der Bevölkerung erforderlich ist, und dass diese zeitlich begrenzt und verhältnismäßig sein müssen. (…) Dies wird voraussichtlich ein bedeutender Diskussionspunkt bei der Gestaltung unseres Gesellschaftsvertrages sein. (S.116)]

Schön finde ich aber trotzdem, dass es im Buch noch „Demokratie“ genannt wird. Auch wenn Regierungen mehr- oder weniger allmächtig gemacht werden. Doch andere Textpassagen sprechen hier mehrmals davon, dass es aber gar nicht um Regierungen geht. Vielmehr ist an vielen Stellen die Rede von der Notwendigkeit einer „globalen Ordnungspolitik“. Hier zum Beispiel:

[(…) vier Hauptprobleme, die in der Zeit nach der Pandemie stärker hervortreten werden und miteinander verflochten sind: Die Erosion der Globalisierung, das Fehlen einer globalen Ordnungspolitik, die wachsende Rivalität zwischen den USA und China und das Schicksal schwacher und scheiternder Staaten. (S.121)]

Und wird dann auch teilweise noch deutlicher, nachdem zuvor im Buch klar gemacht wurde, dass eine wirtschaftliche Globalisierung unabdingbar ist für unsere Gesellschaft:

[(…) Das Trilemma legt nahe, dass die drei Begriffe der wirtschaftlichen Globalisierung, der politischen Demokratie und des Nationalstaates miteinander unvereinbar sind, basierend auf der Logik, dass nur jeweils zwei davon gleichzeitig effektiv koexistieren können. Demokratie und nationale Souveränität sind nur vereinbar, wenn die Globalisierung zurückgedrängt wird. (S.123)]

Was dann wohl so viel heißen soll, dass wir die Nationalstaaten aufgeben sollen, aber dafür dürfen wir die Demokratie behalten bzw. etwas, was zwar noch so heißt, aber sehr stark eingeschränkt ist, weil die Regierungen der Länder sehr umfangreiche Befugnisse haben werden? Dachte ich zumindest zunächst, aber es soll gar keine Regierung sein, sondern es ist vielmehr ein Netz von Organisationen vorgesehen, die hier lenken sollen und die mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet werden sollen:

[Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir die Funktionsweise und Legitimität unserer globalen Instituten nicht verbessern, wird die Welt bald unkontrollierbar und sehr gefährlich werden. Ohne einen globalen, strategischen ordnungspolitischen Rahmen kann es keine anhaltende Erholung geben. (S.131)]

oder auch hier

[Covid-19 hat uns daran erinnert, dass unsere größten Probleme die ganze Welt betreffen. Egal ob Pandemien, Klimawandel, Terrorismus oder internationaler Handel: All dies sind globale Probleme, die wir nur kollektiv bewältigen und deren Risiken wir nur kollektiv abschwächen können. (…) Es besteht daher die Sorge, dass wir in unseren Versuchen, die globalen Herausforderungen anzugehen und zu bewältigen, ohne eine globale Ordnungspolitik gelähmt bleiben, insbesondere wenn es derart starke Unstimmigkeiten (…) gibt. (S.133)]

oder hier

[Eine weltweite Koordination wird in der Folge der epidemiologischen Krise sogar noch notwendiger sein, weil es unvorstellbar ist, dass die Weltwirtschaft ohne eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit „neu starten“ kann.  (S.137)]

In einem anderen Kapitel geht es ihm darum den „Ökologischen Umbruch“ in den Mittelpunkt zu stellen. Das wunderliche daran ist, dass Klaus Schwab hier den Bezug zwischen Corona und der Umwelt herstellt.

[Auf den ersten Blick scheinen Pandemie und Umwelt nur entfernt etwas miteinander zu tun zu haben, aber sie sind viel stärker miteinander verflochten, als wir denken. Beide interagieren auf unvorhersehbare und charakteristische Art und Weise (und werden dies auch weiterhin tun), angefangen bei der Rolle, die die reduzierte Biodiversität im Verhalten von Infektionskrankheiten spielt, bis hin zu den Auswirkungen, die Covid-19 auf den Klimawandel haben könnte.  (S.155)]

Das halte ich ja mal für eine gewagte These. Also weil der Schnabelschnorchler vom Naturschutzteich vom Aussterben bedroht ist, hauen die Infektionskrankheiten mehr rein? Wie gesagt, ich halte das für eine gewagte These, um nicht zu sagen an den Haaren herbeigezogen. Aber noch abenteuerlicher wird es für mich hier:

[Wir bringen die Ökosysteme durcheinander und die Viren dazu, sich von ihren natürlichen Wirten zu lösen. Wenn das passiert, brauchen sie einen neuen Wirt. Und oft sind das dann wir. (S.160)]

Das ist für mich sehr exotisch gedacht … Ein Virus hat keine Mitochondrien und somit auch kein eigenes aktives Kraftwerk. Es hat auch kein Bewusstsein. Das macht das Virus zu etwas sehr Passivem. So passiv, dass es dem Wind des Schicksals ausgeliefert ist. Wenn ein Virus auf den Menschen überspringt, dann weil aufgrund von Mutationen eine Kompatibilität zum menschlichen Organismus vorhanden ist, die das dann ermöglicht. Aber ganz bestimmt ist es keine bewusste Entscheidung vom Virus selbst, ob es auf den Menschen überspringen möchte oder nicht. Oder um es noch deutlicher zu machen: Das Virus trifft keine Entscheidungen und hat auch kein wie auch immer geartetes Bewusstsein.

Klaus Schwab will hier krampfhaft einen Bezug herstellen zwischen Umwelt und Pandemie. Ein Bezug, der aber meiner Meinung nach nicht vorhanden ist. Wenn ein Virus überspringt, dann aufgrund von Mutationen und aus keinem anderen Grund.

Eine spannende Aussage im Kapitel über Lockdown und CO2 Emission ist auch diese hier:

[Wenn wir die in der Zeit nach der Pandemie beschließen, unser Leben wieder genauso weiterzuführen wie zuvor (…) dann ist die Covid-19-Krise klimapolitisch gesehen umsonst gewesen. (S.165)]

Selbstverständlich bietet er uns dann auch gleich die passenden Vorschläge an was er sich so unter guten Maßnahmen vorstellen könnte.

[Weniger pendeln, etwas mehr im Homeoffice oder mobil arbeiten. Rad fahren und zu Fuß gehen statt mit dem Auto fahren (…) Urlaub in der Nähe des Wohnorts. (S.166)]

Und dann immer wieder das Appell an die Politiker diese historische Chance nicht verstreichen zu lassen.

[Der Moment muss genutzt werden, um diese einzigartige Gelegenheit zur Neugestaltung einer nachhaltigeren Wirtschaft zum Wohle unserer Gesellschaft zu nutzen. (…) Sie werden die Pandemie in der Tat „gut nutzen“, indem sie sich die Chance, die die Krise bietet, nicht entgehen lassen. (S.167)]

Doch auch für uns Bürger hat er eine klare Botschaft.

[Unser Konsumverhalten hat sich während der Lockdowns dramatisch verändert, da wir gezwungen waren, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, und uns keine andere Wahl blieb, als ein „grünes Leben“ zu wählen. Vielleicht hält das ja an und spornt uns an, alles, was wir nicht wirklich brauchen, wegzulassen, und einen positiven Kreislauf zugunsten der Umwelt in Gang zu setzen. (S.171)]

Wir sollen uns also gefälligst einschränken.
Der Umwelt zuliebe.
Wegen Corona eben …

Er kommt dann aber auch darauf zu sprechen, dass die Welt dann sowieso eine andere sein wird. Da geht es um Drohnen, die unsere Einkäufe zu uns nach Hause fliegen, nachdem wir sie online bei Amazon bestellt haben und um Roboter, die körperliche Arbeit komplett übernehmen sollen. Oder auch um das Internet der Dinge, dass einfach alles miteinander vernetzt. Manches davon hörte sich sogar gut an, aber es waren auch aus meiner Sicht beängstigende Sachen dabei wie:

[Auch Innovationen in der Genetik, mit der zukunftsträchtigen synthetischen Biologie, sind aufregend und ebnen den Weg für bahnbrechende Entwicklungen im Gesundheitswesen. (…) Darüber hinaus ermöglichen jüngst entwickelte biotechnologische Techniken mit RNA- und DNA-Plattformen eine schnellere Entwicklung von Impfstoffen als je zuvor. Sie könnten auch bei der Entwicklung neuer biotechnologischer Behandlungsmethoden von Nutzen sein. (S.178)]

Meiner Meinung nach könnte das der Grund sein, warum alle Menschen regelmäßig geimpft werden sollen. Und das auch noch periodisch wiederkehrend. Es macht auf mich jedenfalls den Anschein, dass hier neue Menschen designed werden sollen und die „Upgrades“ könnten dann via Impfung regelmäßig injiziert werden. Und das ist noch  freundlich ausgedrückt. Die unfreundliche Variante wäre, dass hier die Arbeits-Drohnen, also uns, einer iterativen Prozessoptimierung unterzogen werden sollen.

Dann erzählt Klaus Schwab auch von der Toilette, die vollautomatisiert aus unseren Ausscheidungen eine labordiagnostische Wertung an das Gesundheitsamt schickt. Ganz nach dem Motto der Staat weiß noch vor Dir selbst ob Du krank bist und kann Dir helfen.

Was das Buch dann aber unterschlägt ist zu erwähnen, dass der Staat dann praktischerweise auch immer gleich weiß ob Du Alkohol getrunken hast, oder ob Du eventuell Drogen genommen hast. Alles vollautomatisiert … Das Buch spricht hier auch ungeniert aus, dass eine Massenüberwachung der Menschen unausweichlich sein wird:

[Wir werden sehen,  dass das „Contact Tracing“ (die Ermittlung von Kontaktpersonen) außerordentlich effizient arbeitet und sozusagen eine zentrale Rolle im zur Bekämpfung von Covid-19 erforderlichen Instrumentarium spielt, während es gleichzeitig vorbestimmt zu sein scheint, ein Wegbereiter für Massenüberwachung zu werden. (S.178)]

Und obwohl mir das persönlich schon reichen würde an menschlicher Kälte, schlägt das Buch dann auch vor so viele soziale Interaktionen wie möglich online zu erledigen. Vom Familientreffen, über den Hochschulkurs, bis hin zum Junggesellenabend. Lass Deinen Hintern auf der Couch und mach das alles online. Der Sicherheit (Virus) und der Umwelt zuliebe.

Klaus Schwab macht also gar keinen Hehl daraus, dass wie selbstverständlich erwartet wird, dass man auch nach der Pandemie ständig zu Hause bleibt. Es wird gemutmaßt, dass Social Distancing weitergeführt wird:

[In der einen oder anderen Form werden die Social Distancing-Maßnahmen zum Abstandhalten wahrscheinlich auch nach Abklingen der Pandemie selbst fortbestehen. (S.183)]

Es wird auch kein Zweifel daran gelassen, was hier der Königsweg sein soll, um die Leute voneinander fernzuhalten und Klaus Schwab wird nicht müde an vielen Stellen die Notwendigkeit der „Corona“-App in den Vordergrund zu stellen.

[Wenn eine Person sich weigert, die App herunterzuladen (…) wird sich das nachteilig auf uns alle auswirken. (S.192)]

Ebenso lässt Klaus Schwab keinen Zweifel daran, dass wir uns an ständige Überwachung gewöhnen müssen. Auch am Arbeitsplatz.

[Sobald die Coronakrise abklingt und die Menschen wieder anfangen, an ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren, werden die Unternehmen zu einer stärkeren Überwachung übergehen. Wohl oder übel werden die Unternehmen beobachten und manchmal auch aufzeichnen, was ihre Belegschaft tut. Der Trend könnte viele verschiedene Formen annehmen, von der Messung der Körpertemperatur durch Wärmebildkameras bis hin zur Überwachung per App, ob die Mitarbeiter das Social Distancing einhalten. (…) Sie werden Gesundheit und Sicherheit als Rechtfertigung für eine verstärkte Überwachung anführen. (S.194)]

Demnach soll unser ständiger Begleiter die Überwachung werden. Zum Wohle von uns allen? Oder zum Wohle der Drahtzieher dieser neuen Welt? Klaus Schwab geht hier davon aus, dass die Leute dem zustimmen werden (oder zumindest sich nicht wehren werden), zum Wohle aller und zur Erhöhung der Sicherheit des Einzelnen.

[Sie sind dann bereit, auf viel Privatsphäre zu verzichten und stimmen zu, dass unter solchen Umständen die öffentliche Macht die Rechte des Einzelnen zu Rech außer Kraft setzen kann. (S.194)]

Dabei verschweigt Klaus Schwab auch nicht die Gefahren der „Durchleuchtung“ der Leute, aber anstelle davor zu warnen, sieht er dies sogar als eine Möglichkeit der besseren Analyse der Mitbürger, durch den Staat, der dann seine Reaktionen bzw. Maßnahmen daran anpassen kann. Das Zauberwort für diese Analysen heißt hier „Vernetzung der Daten“ und erklärt es an einem interessanten- aber ebenso schockierenden Beispiel, bei dem ich meine, bei Klaus Schwab ein erhebliches Maß an Begeisterung herausgelesen zu haben:

[Wenn man beispielsweise weiß, dass ich nicht auf einen CNN-Link, sondern auf einen Fox News Link geklickt habe, kann das etwas über meine politischen Ansichten und vielleicht sogar über meine Persönlichkeit aussagen. Aber wenn man verfolgen kann, was mit meiner Körpertemperatur, meinem Blutdruck und meiner Herzfrequenz passiert, während ich mir den Videoclip ansehe, kann man herausfinden, was mich zum Lachen bringt, was mich zum Weinen bringt und was mich extrem wütend macht. (…) Wenn Unternehmen und Regierungen damit beginnen, unsere biometrischen Daten massenhaft zu sammeln, können sie uns viel besser kennenlernen, als wir uns selbst kennen, und sie können dann nicht nur unsere Gefühle vorhersagen, sondern auch unsere Gefühle manipulieren (…). (S.199)]

Hier weist es dann wenigstens auch auf die drastischen Konsequenzen hin und dass es einen regulierenden Rahmen dafür braucht. Mit einem plastischen Beispiel:

[(…) Wenn man sich dann eine Rede des „Obersten Führers“ anhört und das Armband die verräterischen Zeichen von Wut auffängt, ist man erledigt. (S.199)]

Auch hier konnte ich mich nicht dem Eindruck erwehren, eine gewisse Begeisterung bei Klaus Schwab herauszulesen.

Und dann immer wieder die Warnung nicht der Illusion zu erliegen, es würde wieder so werden wie zuvor. Diesmal dann an die großen Konzerne, die noch nicht „auf Linie“ sind:

[Manche Branchenführer (…) könnten an diesem Punkt versucht sein, den Neustart als Rückkehr zur alten Normalität zu interpretieren und versuchen, das wiederherzustellen, was in der Vergangenheit funktioniert hat (…) kurz gesagt eine Rückkehr zum „Business as usual“. Das wird nicht passieren, weil es nicht passieren kann.  (S.203)]

Natürlich nicht, ohne zu betonen, welch einmalige Chance dies für die Unternehmen ist.

[Für diese Unternehmen stellt die Pandemie eine einzigartige Chance dar, ihre Organisation zu überdenken und positive, nachhaltige und dauerhafte Veränderungen herbeizuführen. (S.204)]

Aber auch die Vorteile der privaten Überwachung wird in den höchsten Tönen gelobt. Und ja, das bietet Chancen. Das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, aber auch gewaltiges Missbrauchspotential in einem Überwachungsstaat. Nehmen wir einfach mal folgendes Beispiel:

[Das wird wiederum der Trend zu mehr tragbaren und zu Hause verfügbaren Diagnosemitteln beschleunigen, wie etwa intelligente Toiletten, die in der Lage sind, Gesundheitsdaten aufzuzeichnen und zu verfolgen und Gesundheitsanalysen durchzuführen und weiterzuleiten.  (S.210)]

Ja, tolle Möglichkeit. Die Toilette kann uns sagen wenn wir Diabetes haben. Diese Toilette meldet dann aber auch dem Staatsorganen, wenn ich einen zu viel getrunken habe, oder wenn ich Drogen genommen habe. Der Drogenkonsum kann dann komplett unterbunden werden. … oder die Leute pinkeln dann einfach aus dem Fenster anstelle in die Toilette.

Der Einzelhandel ist dann übrigens nicht mehr zwingend vorgesehen und soll durch Online-Handel ersetzt werden. Durch einen Gewöhnungseffekt aus den Lockdowns.

[Die Verbraucher brauchen Produkte, und wenn sie nicht einkaufen können, werden sie unweigerlich dazu übergehen, sie online zu kaufen. Und dann wird es zur Gewohnheit. Menschen, die zuvor noch nie online eingekauft haben, freunden sich damit an, während die Gelegenheits-Online-Käufer jetzt mehr und mehr dazu übergehen werden. (S.211)]

Leider vergisst Klaus Schwab an dieser Stelle zu erwähnen, dass dann selbstverständlich auch der Staat lückenlos über unser Konsumverhalten Bescheid weiß. Noch ein Baustein mehr für die Tiefenanalyse der Leute.

Neben dem finden sich auch merkwürdige Aussagen zu den Peaks der Pandemie in dem Buch:

[Das Gerangel um Beatmungsgeräte auf dem Höhepunkt der Pandemie verdeutlicht (…) (S.216)]

Das für mich merkwürdige daran ist, dass zwar ständig in den Medien vor einem knapp werden der Beatmungsgeräte gewarnt wird, aber mir ist kein Fall bekannt, wo diese Beatmungsgeräte dann auch wirklich knapp geworden wären. Zumindest nicht bis zum Erscheinungsdatums des Buchs im Juli 2020.

Ein anderes großes Thema ist in dem Buch auch die ESG-Thematik (Environmental, social and corporate governance4). Ein Thema an dem ich zufälligerweise sehr nah dran bin durch meine berufliche Tätigkeit, weil unsere Kunden sämtliche Fonds einem ESG Rating unterziehen. Beim ESG Rating geht es darum einen Fonds nach seinen Umweltfaktoren zu zertifizieren. Unsere Kunden sprechen dabei davon dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu haben.

In Schwabs Buch hingegen ist es so dargestellt, dass Unternehmen ohne dieses ESG-Rating überhaupt keine Chance haben werden am Markt. So wird aus dem Wettbewerbsvorteil plötzlich ein obligatorisches Ausschlusskriterium, dessen Hürden von Klein- und Mittelständischen Unternehmen unmöglich überwunden werden können.

Man könnte auch hier von einem Dolchstoß für den Mittelstand reden. ESG-Ratings und Zertifizierungen sind schlicht zu teuer für die kleineren Unternehmen.

Das Buch spricht hier bereits jetzt von Erfolgen durch das ESG-Rating. Komischerweise kann ich das so aus meinem Arbeitsumfeld nicht bestätigen. ESG steckt noch in den Kinderschuhen und wird gerade erst eingeführt. Es liegen noch gar keine Rückschlüsse dazu vor. Im Buch jedoch:

[Ein Bericht der Fondsgesellschaft BlackRock bietet weitere Belege dafür, dass Unternehmen mit hohem ESG-Rating während der Pandemie besser abgeschnitten haben als ihre Konkurrenten. (S.221)]

Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Fondsgesellschaften weltweit noch bei der Umsetzung sind, verwundert mich das schon sehr muss ich zugeben. Wir sind Marktführer in dem Gebiet und mir wäre keine einzige Fondsgesellschaft bekannt, die ESG bereits voll umgesetzt hat. Hier werden also Tatsachen dargestellt, die ich so mit meinen eigenen Erfahrungen nicht abgleichen kann.

Ein paar Seiten später gibt Klaus Schwab auch die daraus folgenden Konsequenzen zu:

[Überleben werden hingegen die großen Ketten und Fast-Food-Giganten. Das legt wiederum die Vermutung nahe, dass große Unternehmen grösser werden, während die kleinsten schrumpfen oder ganz verschwinden. (S.228)]

Ob wir dann überhaupt noch Fast-Food essen, ist erst einmal dorthin gestellt. Denn ständig betont das Buch, dass die Leute gar nicht mehr viel weg gehen werden und stattdessen zu Hause kochen werden (grün natürlich) und sich ein Konzert oder eine Film zu Hause ansehen. Zu groß wäre die Angst sich in geschlossenen Räumen mit anderen anzustecken und das werden die Leute schon einsehen. Oder einsehen müssen.

Auch das Arbeiten wird zu Hause stattfinden. Ebenso wie das Lernen der Kinder oder Studierenden. Das heißt der Lebensmittelpunkt wird sowohl privat wie auch beruflich die eigene Wohnung werden.

Raus geht es dann nur noch in Ausnahmefällen. Zu groß wäre die Angst vor Ansteckung bei den Leuten. Jedenfalls stellt das Buch es so dar.

[Die meisten Universitäten – insbesondere die teuren in der angelsächsischen Welt – werden ihr Geschäftsmodell ändern müssen oder in den wirtschaftlichen Konkurs gehen, weil Covid-19 das alte Modell hinfällig gemacht hat. (…) Die Welt des Bildungswesens wird, wie so viele andere Branchen auch, teilweise virtuell werden. (S.240)]

Bei so viel zu Hause eingesperrt sein braucht es natürlich auch eine lückenlose Gesundheitsüberwachung. Oder sagen wir besser Überwachung in allen Lebensbereichen. Der Staat muss uns ja schließlich schützen! Vor wen eigentlich? Vor uns selbst?

[Die Systeme werden überwachen, wie es uns geht und wie wir uns fühlen, und sie werden nach und nach die Grenzen zwischen den öffentlichen und persönlich gestalteten Gesundheitssystemen verwischen – eine Unterscheidung, die irgendwann einfach nicht mehr bestehen wird.  (S.243)]

… und immer wieder die Ermahnung an Unternehmen, dass die alte Welt nicht mehr funktioniert und eine Rückkehr unmöglich ist:

[Wer sich der Versuchung hingibt, zur alten Arbeitsweise zurückzukehren, wird scheitern. Alle, die sich hingegen mit Flexibilität und Phantasie anpassen, werden die Covid-19-Krise schließlich zu ihrem Vorteil nutzen können. (S.249)]

Danach kommt das Buch auch auf den persönlichen, großen Umbruch zu sprechen und wie man die Leute dazu bringen möchte ihr Verhalten zu ändern zugunsten einer besseren Umwelt und nachhaltigem Konsum. Das Zauberwort heißt hier „gesellschaftliche Ächtung“ und „Schamgefühl“ bei Fehlverhalten.

[Dieses Verhalten löst bei uns wiederum ein tiefes Gefühl der Beschämung aus, das die Haltung und Reaktionen der Menschen während einer Pandemie entscheidend prägt. Beschämung ist ein moralisches Gefühl, das bewirkt, dass wir uns schlecht fühlen: ein unbehagliches Gefühl aus einer Mischung von Bedauern, Selbsthass und einem vagen Gefühl der „Schande“, nicht das „Richtige“ zu tun. (S.255)]

Einerseits als das bewusste Erzeugen von Schamgefühl und andererseits aber auch die ständige Mischung aus Solidarität und Ächtung der Abweichler.

[Soll ich denen, die nichts haben, etwas abgeben und denen die eine andere Meinung haben, Empathie entgegenbringen? (…) Die Pandemie hat uns auch gezwungen, die wesentlichen Bedeutung von Fairness oder Gerechtigkeit (neu) zu überdenken, ein höchst subjektiver Begriff, der jedoch für die gesellschaftliche Harmonie essentiell ist. (S.260)]

Ich weiß nicht wie es euch bei solchen Appellen geht, aber ich fühle mich dabei unweigerlich an die DDR oder Nordkorea erinnert.

Der Auswirkungen und Risiken von solchen Maßnahmen auf die menschliche Psyche ist sich Klaus Schwab übrigens vollends bewusst. Er schreibt dazu:

[Kurz zusammengefasst sind das folgende:
1) Menschen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen werden zunehmend unter Angststörungen leiden;
2) die Social Distancing-Maßnahmen werden, selbst nach ihrer Aufhebung, die seelischen Probleme verschlimmert haben;
3) in vielen Familien wird der Einkommensverlust infolge von Arbeitslosigkeit die Menschen in das Phänomen des „Sterbens aus Verzweiflung“ stürzen;
4) häusliche Gewalt und Missbrauch, insbesondere gegen Frauen und Kinder, werden während der gesamten Dauer der Pandemie zunehmen;
und 5) „gefährdete“ Personen und Kinder (…) werden besonders anfällig für seelische Leiden sein. (S.271)]

Doch anstelle dies als Gefahren oder wenigsten negative Aspekte darzustellen, versucht Klaus Schwab uns klar zu machen, dass dies ja ein Vorteil ist:

[So gesehen hat das Coronavirus die Probleme der psychischen Gesundheit verstärkt, nicht neu ausgerichtet. Was die Pandemie jedoch in Bezug auf die psychisches Gesundheit erreicht hat (…) ist die Beschleunigung eines bereits bestehenden Trends: Sie hat zu einem größeren öffentlichen Bewusstsein für die Schwere des Problems geführt. (…) Das würde wirklich einen entscheidenden Umbruch darstellen. (S.276)]

Höre ich hier die Chancen der Pharma-Industrie heraus mit einer Flut von Medikamenten die psychischen (selbstgeschaffenen) Probleme in den Griff zu bekommen?

Klaus Schwab jedenfalls wird nicht müde all das als eine historische Chance hinzustellen, jetzt alles zum Besseren zu wenden. Die Krise, die uns jetzt zwingt alles anders zu machen, damit am Ende alles gut wird?

[Covid-19 könnte uns dazu zwingen, unsere inneren Probleme auf eine Weise anzugehen, die wir vorher nie in Erwägung gezogen hätten. (S.277)]

Leider schweigt sich das Buch darüber aus, ob hier Umerziehungslager für falsche Denkweisen gemeint sind, oder einfach nur chemische Keulen um psychische Schwankungen einfach weg zu dröhnen. Oder geht es gar um genetische Korrekturen über die regelmäßigen Impfungen? Das Buch schweigt sich aus bei den Details zu diesem Punkt.

An anderen Stellen wird das Buch hingegen sehr deutlich, dass hier Korrekturen stattfinden sollen, bei dem „was“ wir denken, bis hin zu dem „wie“ wir denken.

[Diese Zeit des erzwungenen kollektiven Nachdenkens könnte zu einer Änderung unseres Verhaltens führen, die wiederum ein tieferes Überdenken unserer Glaubensinhalte und Überzeugungen auslösen könnte. (S.278)]

Doch das Buch betont auch, dass dies kein Grund zur Verzweiflung ist. Müssen wir doch lediglich erkennen, dass wir dann glücklicher sind, sobald wir umprogrammiert sind.

[Es könnte sein, dass wir unsere Zeit nach der Pandemie anders zu schätzen wissen und uns bewusst machen, wie viel sie zu unserem Glücksgefühl beitragen kann. (S.284)]

… mit einem hanebüchenem und frei konstruierten Zusammenhang, den wohl kein vernünftig denkender Mensch herstellen würde, aber von Klaus Schwab immer wieder betont wird:

[Die Pandemie hat der breiten Öffentlichkeit auf dramatische Weise die Augen geöffnet für die Tragweite der mit der Umweltzerstörung und dem Klimawandel verbundenen Risiken. (S.285)]

Ja, nee, is klar oder?
Uns soll also jetzt bewusst werden, dass Corona nur eine Folge des Klimawandels ist. Aber selbstverständlich ist das Buch dann auch die Lösung wie wir das dann angehen können:

[Als Reaktion darauf muss sich ein Wandel im Konsumverhalten zeigen. Wie könnte das aussehen? Auffälliger Konsum könnte in Ungnade fallen. Das neueste, aktuellste Modell von was auch immer zu haben, wird möglicherweise nicht länger als Statussymbol angesehen werden, sondern im besten Fall als nicht mehr angesagt und im schlimmsten Fall als geradezu obszön. Die Darstellung der sozialen Position würde auf den Kopf gestellt.(…) Vereinfacht ausgedrückt: In einer Welt nach einer Pandemie, die von Arbeitslosigkeit, unerträglichen Ungleichheiten und Ängsten über die Umweltzerstörung heimgesucht wird, könnte die ostentative Zurschaustellung von Reichtum nicht länger akzeptabel sein. (…) Aber nichts davon macht sie weniger glücklich, ganz im Gegenteil. (S.285)]

Und damit kommt das Buch auch zu einem Fazit für den Einzelnen, was aber natürlich nichts mit einem Plan zu tun hat, sondern gemäß Klaus Schwab ausschließlich auf die Pandemie zurückzuführen ist.

[Die Pandemie hat unsere Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Natur gelenkt. Künftig wird es immer wichtiger werden, unseren natürlichen Ressourcen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. (S.290)]

Im letzten Kapitel, der Schlussfolgerung aus dem Ganzen, wird daher auch nochmal die angeblich große Chance betont, die das in sich birgt.

[Zunehmende soziale Ungleichheiten, ein weit verbreitetes Gefühl der Ungerechtigkeit, sich vertiefende geopolitische Gräben, politische Polarisierung, wachsende Handelsdefizite und eine hohe Verschuldung, eine ineffektive oder nicht vorhandene globale Ordnungspolitik, exzessiver Finanzmarkt-Kapitalismus, Umweltzerstörung: Das sind nur einige der großen Herausforderungen, die bereits vor der Pandemie bestanden. Könnte die Pandemie die Kraft haben, eine Reihe tiefgreifender Veränderungen einzuleiten? (S.291)]

Das Buch lässt keine Zweifel daran, dass dies die letzte Chance ist etwas zu ändern

[Um ein solches Schicksal zu vermeiden, müssen wir unverzüglich den Großen Umbruch in Gang setzen. Dies ist kein „netter Versuch“, sondern eine absolute Notwendigkeit. (…) Die Pandemie bietet uns diese Chance: Sie „stellt ein seltenes, aber enges Zeitfenster zum Umdenken, Neuerfinden und Neustarten unserer Welt dar„. (…) Das Urteil scheint klar zu sein: Wir müssen uns ändern; wir sollten uns ändern. (…) Werden wir den großen Umbruch in Gang setzen? Ein Neustart ist eine ehrgeizige Aufgabe, vielleicht zu ehrgeizig, aber wir haben keine andere Wahl, als unser Bestes zu geben, um diese Aufgabe zu bewältigen. (…) Nicht zu handeln würde bedeuten, zuzulassen, dass unsere Welt niederträchtiger, gespaltener, gefährlicher, egoistischer und für große Teile der Weltbevölkerung einfach unerträglich sein wird. Nicht zu tun ist keine gangbare Option. (S.292)]

Und wie ein ständiges Mantra kommt auch hier wieder die Schlussfolgerung: Die Pandemie ist schuld, aber dadurch haben wir die einmalige Chance die Welt zu ändern.

[So seltsam das klingen mag, aber die erfolgreiche Lösung der Pandemiekrise kann uns motivieren, uns mit den größeren Problemen auseinanderzusetzen, vor denen wir bisher zurückgewichen sind. (…) Von allen Auswirkungen des Virus könnte sie sich als die wichtigste und nachhaltigste erweisen – und als unser größter Hoffnungsschimmer. (S.299)]

Und damit schließt das Buch auch mit dem pseudophilosophischen Credo:

[Wir stehen jetzt an einem Scheideweg. Ein Weg wird uns in eine bessere Welt führen: integrativer, gerechter und respektvoller gegenüber Mutter Natur. Der andere wird uns in eine Welt führen, die der gleicht, die wir gerade hinter uns gelassen haben – nur schlimmer und ständig von bösen Überraschungen bedroht. Wir müssen den richtigen Weg wählen. (S.299)]

Und damit endet das Buch?

Und hier fällt mir als erstes auf, dass mir ein ganz wichtiges Thema darin fehlt. Etwas was wohl ziemlich jeder schon einmal gehört hat, der sich mit „The Great Reset“ beschäftigt hat, das lang vor der Veröffentlichung des Buches in den Dokumenten der Rockefeller Fondation erklärt wurde, und das auch in den öffentlichen Werbespots vom EWF enthalten ist.

Was mir hier fehlt ist ein Kapitel zu dem Thema: „Du wirst in 10 Jahren nichts besitzen und Du wirst glücklich darüber sein.

Das wird im Werbespot propagiert und macht auch neugierig. Wer würde darüber nicht gerne ein paar Details erfahren? Daher frage ich mich warum dieses in meinen Augen wichtige Thema aus dem Buch herausgelassen wurde? Ja mehr noch … Bei manchen Themen im Buch kann man sich nicht dem Anschein erwehren, dass hier mal mehr drin gewesen war zu einem anderen Zeitpunkt. Die Themen springen an manchen Stellen sehr abrupt hin- und her und man merkt regelrecht, dass hier etwas fehlt. Warum hat man das herausgenommen? Dieser Punkt hätte mich sehr stark interessiert.

Die Antwort ist in meinen Augen einfach: Die Leute sind noch nicht so weit, damit konfrontiert zu werden. Es fehlen noch die drastischen Auswirkungen auf die Finanzen der Regierung(en), die noch nicht eingetreten sind.

Es braucht erst diese dystopischen Zustände, damit die Leute offen sind für so einen großen Wandel. Erst braucht es die Katastrophe und dann die ungemütliche Idee für die Rettung. Erst mit der Katastrophe sehnen sich die Leute nach der dazugehörigen Lösung. Und daher wäre das zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh und man hat sich wohl entschlossen das herauszulassen, oder einen zweiten Teil des Buches (zum richtigen Zeitpunkt) herauszubringen. Erst braucht es noch den finanziellen Crash. Also die Ursache, die diese Lösung überhaupt erst notwendig macht.

In den Werbevideos zum „Great Reset“ ist dieser Punkt übrigens noch enthalten. Hier war wohl der Aufwand zu groß das alles nochmal zu drehen und diesen Part dabei auszulassen. Also hat man es nur aus dem Buch herausgenommen.

Das heißt andererseits aber auch, dass die Umsetzung scheinbar hakt. Der Zeitplan scheint in Verzug zu sein.

Alleine das macht mir schon Hoffnung, dass dieser Plan noch nicht unaufhaltsam geworden ist. Wenn man den Zeitplan dafür noch stören kann, dann folgt daraus auch zwangsläufig, dass eine noch größere Störung den gesamten Plan auch ganz aufhalten könnte.

Fazit:
Mein persönliches Fazit ist, dass ich in so einer Welt nicht leben möchte.
Sicher, als Technik-Freak begeistern mich manche Möglichkeiten schon sehr, muss ich zugeben, aber andererseits wäre das nur denkbar in Verbindung mit einer Regierung, von der ich überzeugt bin, dass sie es gut mit mir meint. Mein Problem ist, dass ich so eine Regierung nicht habe und der Plan auch gar nicht vorsieht, dass die Regierung(en) lenken, sondern vielmehr ein Netz aus globalen Institutionen, deren Macht die Macht der Regierungen weit übersteigt. Und unter diesen Bedingungen kann man so einer Welt nicht zustimmen. Wo bliebe dann die Demokratie?

In manchen Teilen würde ich den Schlussfolgerungen in dem Buch zustimmen, aber ohne Vertrauen die Macht der Überwacher, kommt es einer Selbstversklavung gleich und was mir unabdingbar fehlt ist die Beteiligung der Bürger. Eben ein Mitspracherecht. In keinem Wort wird hier eine Partizipation von nennenswertem Ausmaß propagiert.

Ganz im Gegenteil geht es hier um eine fremdbestimmte Welt und nicht um eine Welt, die wir alle gemeinsam gestalten. Demokratie hat im „The Great Reset“ keinen Platz und ist auch gar nicht vorgesehen, von ein wenig Pseudo-Partizipation mal abgesehen. Stattdessen soll es ein sozialistisches System werden in der andere über uns bestimmen und in der andere die Fäden ziehen.

So eine Welt akzeptiere ich nicht. Und dieses Konzept werde ich bekämpfen, damit meine Kinder nicht in so einer Welt leben müssen.

Die Leute, die sich diese Welt ausgedacht haben, haben es bisher nie gut mit uns gemeint. Die Drahtzieher kennt man ja. Es sind die Leute, die sich regelmäßig beim EWF treffen und hinter verschlossenen Türen Pläne schmieden. Und diese Leute hatten noch nie Interesse daran ob es uns gut geht oder nicht. Diese Leute hatten stets nur Interesse an ihrem eigenen Vorteil und daran hat sich nichts geändert. Folglich ist das ein Plan für eine neue Welt, die deren Macht weiter festigen soll und im Gegenzug die Sklavenhaltung günstiger und effizienter machen soll.

Und dagegen werde ich kämpfen bis zum letzten Tropfen.
Der Kampf ist noch nicht vorbei!

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