Interna aus dem Autorenleben | (Kein) Mainstream – oder – Achtung, scheue Rehe in Sicht!

Auf Facebook bin ich über Posts gestolpert, in denen dieser interessante Blogbeitrag diskutiert wurde:

Reblogged: Die Buchblogger-Misere oder wie finden wir frische Inhalte?

Im Grunde geht es um ein Thema, über das ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe. Beispielsweise wenn angehende Autorenkollegen danach fragen, was sie denn nun mit ihrem Manuskript machen sollen.
Agentur? Verlag? Oder doch Selfpublishing?
Meine Antwort sieht meist so oder ähnlich aus:

Aus dem, was ich von vielen Autorenkollegen erfahren habe, muss man feststellen:
Ein Kleinverlag hat nicht die Mittel, dein Buch zu bewerben, „sichtbar“ zu machen, aber auch ein größerer tut nichts für dich abgesehen von Cover und Lektorat, wenn sie dir nicht mindestens einen mittleren vierstelligen Vorschuss gezahlt haben.
So ein Angebot bekommt man aber nur für „Garantieplots“ nach bewährtem Schema und mit für die Genre-Leser gewohnter Schreibe.
Keine Experimente.
Wenn du so schreibst, und dennoch eine neue, pfiffige Idee mit dabei hast (Unique selling point), dann geh den Verlagsweg.
Es gibt sie, die Debütanten, die abgehen wie Senkrechtstarter.
Üblicherweise ist aber Salamitaktik angesagt, sprich die ersten zwei, drei Bücher musst man unter Lehrgeld verbuchen, und erst wenn man „Standing“ gezeigt hat, bewiesen, dass man in der Lage ist, mehrere Bücher von gleichbleibender Qualität abzuliefern, werden Agenturen aufmerksam und vermitteln an einen entsprechenden Verlag.
Aber: immer vorausgesetzt, du schreibst nach gängigen Mustern. wobei die Bandbreite des Akzeptierten je nach Genre höchst unterschiedlich ist.

Mit meinen historischen Romanen, die mit ihrem „modernen Erzählstil“ (Ich-Perspektive und Präsens) jedem eingefleischten Histo-Liebhaber Fragezeichen in die Augen treiben, und deren „Schreibe“ eigentlich perfekt für Romantasy-Leserinnen geeignet ist (die nur leider beim Stichwort „historisch“ mit aufgerollten Fußnägeln reagieren, weil sie die eher nüchtern geschriebenen klassischen Vertreter des Genres im Hinterkopf haben), habe ich mich wirklich perfekt zwischen zwei Stühle gesetzt.
Ja, ich wollte bewusst nicht die drölfzehnte Mainstream-Wikinger-Geschichte schreiben. Keinen Abklatsch von „Die Abenteuer des Röde Orm“ (auch wenn ich das Buch als 12-jährige verschlungen hab), kein „me too“ von Bernard Cornwells „Uthred-Reihe“ und erstrecht keinen „Nackenbeißer“ nach bewährtem Schema.
Diese Bücher haben alle ihre Berechtigung und es ist nicht so, dass ich sie nicht (mehr oder weniger) gerne gelesen hätte, aber ich wollte – etwas anderes.
Was mir anscheinend auch gelungen ist, denn wie schrieb bspw. die Rezensentin „Nachtschatten“ auf Amazon über Die 13. Jungfrau: „Das Tolle an diesem Roman ist, dass er nicht dem klassischen 0815-Histo-Roman entspricht (klar, sonst hätte der Titel wohl auch nicht die 13. Jungfrau, sondern „Die Tochter der dänischen Sklavin“ geheißen).“
Ja, nur – damit locke ich naturgemäß keine Massen hinter dem Ofen hervor. Sondern eine überschaubare, nette, kleine, hübsche Zielgruppe. Denn wie Sookie in ihrem Beitrag schreibt, auf den ich verweisen möchte:

Diese AutorInnen sind eine Randgruppe, keine Frage. Oft sind sie schon etwas lebenserfahrener (nicht unbedingt älter) als die Facebook-Überflieger, die tausende von Fans sammeln, um dann ihre Groschenromane an sie zu verkaufen. Diese AutorInnen sind nicht unbedingt für das digitale Zeitalter geschaffen. Sie bevorzugen den Rückzug, lassen ihre Bücher in selbstgewählter Einsamkeit reifen, jonglieren unermüdlich mit Worten, weil sie gar nicht anders können und das sogar tun würden, wenn keiner guckt, einfach, weil sie das Schreiben im Blut haben.
Diese AutorInnen sind scheue Wesen, hochsensibel, und sie tun sich schwer damit, ohne jeden Selbstzweifel auf den Putz zu hauen. Solche AutorInnen sind tatsächlich SchriftstellerInnen. Und manchmal haben diese sensiblen Wesen nach fünf Minuten auf Facebook Kopfschmerzen und bleiben deshalb unentdeckt. Obwohl gerade sie es sind, die der Buchmarkt so dringend braucht. Denn sie sind keine oberflächlichen wandelnden Tagtraum-Fabriken, sondern die neuen Stimmen, die viele von uns gern mal lesen würden.

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Tja, wie heißt es so schön: Problem erkannt, Problem gebannt.
Nun ja, nicht ganz so einfach, denn zunächst mal hat das Problem (die Öffentlichkeit) mich (das Reh) gebannt wie die Scheinwerfer eines durch die Nacht heranrasenden Autos.
Inzwischen habe ich durch eine wundervolle Truppe von Selfpublisherinnen ganz hervorragende Tipps erhalten, die ich peu à peu umsetze, ich habe eine wundervolle Gruppe gleichgesinnter Autorinnen für Teamworking gefunden und eine kleine, aber äußerst feine Fanbase von Bloggerinnen, die in Erwartung von „Melwyn2“ schon mit den Hufen scharren.
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Also, die Transformation vom scheuen Reh zur – naja, ganz klappen wird es nie – Rampensau ist im vollen Gange, und es würde mich freuen, wenn ich weiterhin das ein oder andere Leser(innen)herz mit meinen Geschichten erwärmen dürfte.

Ein Gedanke zu „Interna aus dem Autorenleben | (Kein) Mainstream – oder – Achtung, scheue Rehe in Sicht!“

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