Gastbeitrag: Der Zweck und seine Mittel

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DAS KLEINE EINMALEINS DER PANDEMIE

Erstmals veröffentlicht von Adam Goldschnitt im Dezember 2021

Teil 6: Der Zweck und seine Mittel

Teil 1: Die treibende Kraft
Teil 2: Das Bermudadreieck
Teil 3: Die kommunizierenden Röhren
Teil 4: Die Wirksamkeit und die Sicherheit
Teil 5: Die Autorität und das neue Kollektiv

Das Prinzip „Der Zweck heiligt die Mittel“ sieht in dem zu erreichenden Ziel ein Dogma und suggeriert zugleich eine legitime Rechtfertigung für die Anwendung unlauterer Methoden im dessen Namen.
Dass dieses Prinzip weder mit dem Grundgesetz, noch mit den Normen der Ethik und Moral vereinbar ist, leuchtet ein.
Das Gegenstück dazu ist das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, das in der Rechtsprechung und vor allem in Bezug auf Ausübung der Grundrechte von zentraler Bedeutung ist.

Wenn der Zweck darin besteht, die Stimme einer politischen Minderheit zu stigmatisieren, ihr die öffentliche Aufmerksamkeit zu verwehren und eine vermeintliche Mehrheit gegen sie aufzubringen, dann scheint der Politik, der Wissenschaft und den Medien heute jedes Mittel recht zu sein.
Welche Mittel das sind, soll anhand persönlicher Beobachtungen und ohne Anspruch auf Vollständigkeit punktuell aufgezeigt werden.

(a) Angststarre

Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, die begangenen Fehler der Vergangenheit mit der oftmals rhetorischen Frage zu relativieren:
Wie konnte es nur so weit kommen?“.
Sollten wir uns jemals diese Frage im Zusammenhang mit dem heutigen gesellschaftlichen Zerfall ernsthaft stellen wollen, so können wir mit gutem Gewissen die gezielte Politik der Angst- und Panikmache als grundlegenden Baustein ausmachen, der uns zu irrationalen Verhaltensweisen und Duldung der Eingriffe in unsere Grundrechte verleitet hat.
Fast das gesamte Narrativ der Politik, der Medien und der Wissenschaft fußt auf der Angstrhetorik, die uns für jede erdenkliche Maßnahme der Verantwortlichen weichkochen ließ.
Und als Beispiel sind hier Bilder aus Italien zu nennen, die sich erst in der späteren Analyse als aus dem Zusammenhang gerissen oder gar falsch herausgestellt haben.
Dazu aber später mehr.

(b) Informationsüberflutung4

Seit Beginn der Pandemie hat sich der Fokus unserer medialen Wahrnehmung deutlich
zugunsten der Corona-Politik verschoben.
Die täglichen (Horror-)Nachrichten, Statistiken, Graphiken, Regeln und Maßnahmen überfordern die Kapazität unserer Aufmerksamkeit und lassen uns an der sachgerechten Interpretation der Rohdaten geradezu verzweifeln.
Die Überflutung an Informationen führt zur Ermüdung und zur Bereitschaft, die Bewertung der Sachlage und der einzelnen Kennzahlen der Politik, der Wissenschaft und den Medien zu überlassen – also diese genau dorthin zu verorten, wo Argumente gegen eine politische Minderheit entworfen, formuliert und hin zu konkreten Maßnahmen umgesetzt werden.

(c) Verdrehung

Zum meinungsbildenden Repertoire der Politik, der Wissenschaft und der Medien gehört
mittlerweile eine permanente Verdrehung der Fakten, wenn es darum geht, die politische Minderheit zu diskreditieren.
In ihrer maximal verwerflichen Ausprägung folgt sie in etwa diesem Prinzip: „Werfe deinem Gegner genau das vor, worin du selbst verwickelt bist“.
Ob der Vorwurf der Tyrannei, des Egoismus oder der Gefährdung des gesellschaftlichen Friedens – man ist um kein Wort und Mittel verlegen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Ohne rot zu werden, versteht sich.

(d) Doppelmoral

In einem Bieterwettbewerb um immer härtere Sanktionen ggü. der politischen Minderheit gehen der Politik, der Wissenschaft und den Medien schon längst logische Argumente aus.
Notgedrungen greifen sie zur punktuellen Anwendung der Doppelmoral, in der Hoffnung, dass die dabei bevorzugte Mehrheit ihnen schon mal mit Augenzwinkern nicht ins Wort fällt.
Wie kann man sich sonst erklären, dass zum Beispiel im Rahmen einer 2G-Plus-Regel der negative Testnachweis eines geimpften Menschen mehr Aussagekraft besitzt als der negative Testnachweis eines ungeimpften Menschen, der zu 2G-Plus-Veranstaltungen erst gar nicht zugelassen wird?
Eine rhetorische Frage, von deren Sorte es mittlerweile eine ganze Menge gibt.

(e) Wiederholung

Ein bekanntes russisches Sprichwort besagt:
Wiederholung ist die Mutter der Weisheit“.
Dass dieses Sprichwort durchaus zutreffend ist, weiß man spätestens seit der Zeit des Römischen Dichters Horaz (65. – 8. v. Chr.), der selbst von Wiederholung als Mutter der Studien gesprochen hat.
Das Rekapitulieren von Lerninhalten oder Arbeitsabläufen führt dazu, dass die Verbindungen der neuronalen Netze, die für das Ablegen der Informationen im Gehirn zuständig sind, gefestigt werden.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie es um den Wahrheitsgehalt der Inhalte bestellt ist – das Wiederholen an sich ist die Methode, eine Art selbsterfüllende Prophezeiung.

Wenn also die Leitmedien seit Monaten darauf beharren, dass die ungeimpften Menschen für all die Einschränkungen, Lockdowns, Niedergang der Wirtschaft und die Überlastung des Gesundheitssystems verantwortlich sind, dann wird dieses Narrativ irgendwann auch beim letzten Zuhörer und Zuschauer als wahr in Erinnerung haften bleiben.
Es gibt viele Techniken, die auf dem besagten Prinzip basieren, so zum Beispiel das Auswendiglernen, das Neuro-Linguistisches-Programmieren oder auch die Dressur bei Tieren.
Das gibt zu denken.

(f) Boiling-Frog-Prinzip

Im eigennützigen Streben nach Selbsterhaltung gehen die politischen Verantwortlichen
keinerlei Risiko ein, wenn es um Verbreitung der Hiobsbotschaften an die breiten Massen der Bevölkerung geht.
Stattdessen wird die sog. „Salamitaktik“ angewendet, indem man die betroffenen Gruppen der Gesellschaft mit wohl bemessenen Portionen einer solchen Hiobsbotschaft konfrontiert, um den „schlafenden Riesen“ des berechtigten Widerstands nicht aufzuwecken und jeder Form der organisierten Gegenwehr den Wind aus den Segeln zu nehmen.

So sprach kürzlich die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats in einem Talkshow-Format des ZDF offen darüber, wie man den Druck auf die ungeimpften Menschen steigern sollte5 :
Das, was man jetzt machen muss, ist, dass man schrittweise schaut, dass man es so grundrechtsschonend wie möglich hinkriegt, aber dennoch genug Maßnahmen einführt.
Und da muss man die sozusagen schrittweise hocheskalieren
“.

Der Frosch – in diesem Fall die ungeimpften Menschen – darf auf keinen Fall ins kochende Wasser gelassen werden.
Man setze den Frosch ins kalte Wasser und erhöhe ganz langsam die Temperatur im Topf, damit der Kaltblüter nicht früh genug abspringt.
Soweit der Mythos um das sogenannte Boiling-Frog-Prinzip, bei dem der Anpassungsprozess an die Veränderungen so harmlos wie möglich vonstattengeht.

(g) Zuckerbrot und Peitsche

Insbesondere in Zeiten der Krise offenbart sich die Neigung der Politik, der Wissenschaft
und der Medien erwachsene Menschen wie Kleinkinder zu behandeln und sie regelrecht
zu erziehen, anstatt sie aufzuklären.
Es sei schließlich zu unserem aller Besten, nicht wahr.
In die gleiche Kerbe schlägt auch die beliebte Erziehungsmethode, die repräsentativ für das Prinzip der Belohnung und Bestrafung steht – Zuckerbrot und Peitsche.
Die politische Minderheit hierzulande hat sich unerwartet als harter Brocken erwiesen, der sich weder durch Horrorszenarien der Angstpropaganda, noch durch das Narrativ der Injektion als das Allheilmittel beindrucken ließ.
Und als die Standhaftigkeit unter dem zuckersüßen Druck der Rückgabe der Grundrechte, die eigentlich erst gar nicht zur Disposition stehen, dem Versprechen der Rückkehr zur Normalität und dann sogar unter Verlockung der umsonst ausgestreckten Bratwurst nicht zu erschüttern war, griff man zur Peitsche, die bis zum heutigen Tag abwechselnd Beschimpfungen, Schuldgefühle und Sanktionen austeilt.
Man ist unsolidarisch, einem fehlt komplett die Moral und man ist schließlich ein Tyrann, der die kommenden Triagen in Kliniken und Krankenhäusern zu verantworten hat.
Und weil man durch eigene Unbiegsamkeit die Maßnahmen der Regierenden öffentlich sabotiert, wird man aus dem gesellschaftlichen und sozialen Leben ausgeschlossen.
Aus Prinzip.

(h) Argumentum ad hominem6

Ob ein parteiübergreifender Schlagabtausch im Parlament, ein Fernstreit der Vertreter der Wissenschaft mit herablassenden Seitenhieben oder Talkshows bei öffentlich-rechtlichem Rundfunk mit unfairen Lagerkämpfen – in allen diesen Diskussionsformaten nimmt der Meinungsstreit mehr und mehr die Farbe der Polemik an.
Die Opponenten suchen heute weniger den Konsens, sondern viel mehr die Gelegenheit, eigene Argumente mit Mitteln der Übertreibung, der Ironie oder des Sarkasmus gegen die Argumente der Widersacher durchzusetzen.
Seit Beginn der Pandemie und unmittelbar seit Mitte 2021 wird der Ton zunehmend rauer.
Die Vertreter der politischen Minderheit erfahren in diesen Zeiten eine Sonderbehandlung der Politik, der Wissenschaft und der Medien, die sich vor allem durch persönliche Angriffe kennzeichnet.
Es geht dabei um Scheinargumente nach dem Prinzip „abusive ad hominem7“:

Bringt dein Opponent gute Argumente vor, die du nicht entkräften kannst – dann greife die Person des Opponenten an. Gelingt es dir die Person als solche zu diskreditieren, dann spielt inhaltliche Güte seiner Argumente keine Rolle mehr.

Da bleibt einem wahrlich die Luft weg.

(i) Demagogie

Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt (Martin Morlock, „Hohe Schule der Verführung“, 1977)8.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

(j) Spalte und herrsche

Bereits seit dem 15. Jahrhundert wird die Redewendung „Divide et impera“ (lat. für teile und herrsche) überliefert – sie empfiehlt die zu beherrschende Gruppe in Untergruppen mit einander widerstrebenden Interessen aufzuspalten, damit diese Untergruppen sich gegenseitig bekämpfen, statt sich als Gesamtgruppe dem gemeinsamen Feind zu stellen9.

Mit fortschreitender Zeit wird das Versagen der Politik, der Wissenschaft und der Medien in der gegenwärtigen Corona-Politik immer deutlicher.
Wenn politische Maßnahmen auf falschen Kennzahlen basieren, die Impfstoffe die versprochene Qualität nicht erreichen und die mediale Berichterstattung zur treibenden Kraft der Desinformation geworden ist, dann lässt sich die Macht der Verantwortlichen nur durch eine gezielte Spaltung im Volk aufrechterhalten, so dass dessen Frust und Wut unterhalb der einzelnen Volksgruppen entladen wird und nicht gegen die eigentlichen Verantwortlichen gerichtet ist.

So geschehen bei Teilung der Menschen in Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte.

Fußnoten

4) In der Infometrie steht die Informationsüberflutung für intellektuelle Belastung einer Person, die zu viele Informationen übermittelt bekommt, um diese zeitnah verarbeiten zu können (Quelle: Wikipedia).

5) ZDF-Talkshow „Markus Lanz“, Ausstrahlung am 03.11.2021.

6) Lateinisch: Beweisführung bezogen auf den Menschen.

7) Als missbräuchliches ad hominem nach Douglas Walton kann diejenige Argumentationsweise bezeichnet werden, bei der eine Person unmittelbar angegriffen wird, um alle ihre Behauptungen zurückzuweisen.

8) Martin Morlock, 1977, Hohe Schule der Verführung. Ein Handbuch der Demagogie. Econ Verlag, Wien/Düsseldorf 1977, ISBN 3-430-16823-6, S. 24.

Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Divide_et_impera).

Teil 7 – Der Sündenbock – folgt morgen

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