Interna aus dem Autorenleben | Moral-Lehrstunde für Autoren von Liebesromanen

Moral und Liebesroman?

Spinnt sie jetzt komplett?, werdet ihr euch fragen. Die Frage, wo geschmackvoll beschriebene Erotik aufhört und wo Pornografie anfängt, hatten wir doch schon mal.

Nein, ich will mich heute nicht über verklemmte Moralapostel amüsieren, die sich derart über die Beschleunigung ihres Herzschlags in Kombination mit seltsamen Empfindungen an komischen Körperstellen aufregen, die sie beim Lesen gewisser Szenen aus meiner Tastatur erleben müssen, dass sie arme, dritte Unbeteiligte vorschicken müssen, die mir dann „schonend beibringen“ sollen, dass es in Falkenherz zu viele Sexszenen gibt.

Nein, das Thema ist gegessen (und ich bin ehrlich gesagt froh, dass dies zu so einem frühen Zeitpunkt geschah, denn in „Foy“ geht es erheblich mehr zur Sache – von der Zeitreise-Romanze ganz zu schweigen).

Ich bin heute früh bei meiner morgendlichen Frühstückslektüre über einen augenöffnenden Artikel gestolpert, den ich euch nicht vorenthalten kann:

Liebesromane können – man sollte es nicht für möglich halten – auf eine noch erheblich schwerwiegendere Art und Weise unmoralisch sein (und das, nebenbei gesagt, sogar, wenn der Autor/die Autorin überaus keusch an der Schlafzimmertüre ausblenden, also aufgepasst, ihr lieben Schreiberlinge der leichten Liebesromane!).

Wenn man Artikel von Bloggern (und die dazugehörenden Borstenviecher, die sie durch rurale Ansiedlungen treiben) verfolgt, stolpert man immer wieder über mit Schaumgeifer vor dem Mund verfasste Abhandlungen, die sich damit befassen, welchen Fehlgriff in Sachen p. c. sich der eine oder andere Autor erlaubt hat. (Wer hier ein Binnen-I oder – neuester Schrei – einen Gender-Asterisk vermisst, sollte spätestens jetzt gemerkt haben, dass er auf dem Weg zu diesem Blog falsch abgebogen ist. Ciao ciao! Tschüss, adé!)

Da wird sich beispielsweise darüber beklagt, dass es zu wenig Liebesromane für Lesben gibt. Hm. Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass Schriftsteller auch nur Menschen sind, die am meisten von dem verstehen, was sie selbst praktizieren? Da sich der prozentuale Anteil von Autoren unter den verschiedenen sexuellen Orientierungen über den Daumen gepeilt nicht groß unterscheiden wird, sind nun einmal die meisten Autoren heterosexuell – und schreiben auch darüber.

Denn wehe, der Autor wagt es, als heterosexueller Mann über das Liebesleben seines gleichgeschlechtlichen Protagonistinnenpärchens zu fabulieren. Das geht ja gar nicht, wurde ich bei der zufälligen Lektüre eines Blogartikels belehrt. Das Schreiben über Minderheiten sei einzig und allein Angehörigen dieser Minderheit zu überlassen, alles andere sei diskriminierend und nähme den Benachteiligten den Raum, sich zu entfalten. Quasi blackfacing und somit ein no go!

(Von dieser Erregung ausgeschlossen sind augenscheinlich gay romances, die in zunehmender Zahl von überwiegend weiblichen Autoren verfasst werden. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, nehme aber an, dass sich die Verfasserinnen der entrüsteten Artikel lesend nicht in diese Bereiche der Belletristik vorwagen, die eine meiner Leserinnen in ihrer jugendlichen Unverblümtheit als „Pornos für Frauen“ bezeichnete.)

Aber Jordan B. Peterson, Psychologie-Professor an der Universität von Toronto, klärt uns heute (in seinem auf Achgut.com erschienen Artikel) alle darüber hinaus auf, dass ausnahmslos jeder Liebesroman ein abgrundtief dieskriminierendes Pamphlet darstellt:

Wie Sie jetzt vielleicht erkennen, gibt es nichts Diskriminierenderes, als sich in jemanden zu verlieben. „DU bist etwas Besonderes! Und der Rest von Euch? Auf keinen Fall!“ Das ist die ultimative Ausschlußhandlung, Diskriminierung und Exklusion, und doch fordern wir, daß das nicht nur akzeptiert wird, sondern wir verlangen das als unser Recht.

Denkt mal darüber nach.

Hier geht es zum gesamten Artikel

2 Gedanken zu „Interna aus dem Autorenleben | Moral-Lehrstunde für Autoren von Liebesromanen“

  1. Wenn man berücksichtigt, dass Gay-Romance ja auch nahezu ausschließlich von Frauen gelesen wird, dann ist das doch klar :D. Von Frauen, für Frauen. Sie schreiben halt als Autor das, was sie als Leser auch konsumieren würden.

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